John Maynard Keynes

The analysis was in terms of a single national economy. What is desperately needed now is a rewrite in terms of the world economy." (John Maynard Keynes's General Theory of Employment, Interest and Money, 1936)

Samstag, 1. November 2014

Chimäre ökonomische Konvergenz


Eines der weit verbreiteten Mythen ist die ökonomische Konvergenz. Aufholende Staaten haben es einfacher und können schneller und einfacher den wirtschaftlichen Entwicklungsstand der vorauseilenden Nationen erreichen. Dies betrifft das Verhältnis in der Globalwirtschaft, scheinbar untersetzt durch den Aufstieg der Emerging Economies, darauf fußt der europäische Einigungsprozess und dies gilt auch für die deutsche Wiedervereingiung.
Allein, die Fakten sprechen eine andere Sprache. Seit 250 Jahren halten die sich wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den Staaten. Es gab nur einen Wechsel an der Spitze, vom Inselstaat England zu den USA. Seitdem hat sich die Art und Weise der Ausübung wirtschaftlicher, politischer und auch militärischer Führung geändert, nicht aber die Hierarchie selbst. Ja, es gab relative Veränderungen unterhalb der Spitze, verursacht durch Glück, wechselnde Warenströme und technologische Schocks, mehr nicht. Zuletzt waren die USA der Auslöser der größten Wirtschaftskrise seit 80 Jahren - und die FED und die Finanzmarktregulierung haben an Bedeutung eine neue Dimensionen erreicht.
Ähnliches gilt für den Europäischen Einigungsprozess. Nach der Einführung des Euro eine Annäherung, die nun wieder der ungewollten deutschen Dominanz weicht.
Dies gilt auch für den deutschen Einigungsprozess, wie eine Publikation des ifo-Instituts Dresden dokumentiert (www.ifo-dresden.de 5/2014): Es gibt keine wirkliche wirtschaftliche Annäherung. Richtiger wäre es zu sagen, dass Ost- wie Westdeutschland sich seit der Vereinigung parallel entwickelt haben. Die wirtschaftlichen Unterschiede verharren bei 20 - 30 %  und es gibt gegenwärtig auch keinen Trend, der dem entgegenwirken könnte. Formell hatte die ehemalige DDR die besten Bedingungen für einen Aufholprozess: institutionelle Stabilität, Rechtssystem, Managementkapazitäten, Finanzen, Demokratie, Menschenrechte - man könnte alle bekannten Rezepte der wirtschaftlichen Entwicklung durchdeklinieren. Es kam anders. Deutschland als Wirtschaftsbegebiet zählt. Die Unterschiede sind politisch nicht mehr relevant (oder nur wenig relevant). Mit Unterschieden im wirtschaftlichen Leistungsvermögen kann ein Land leben. Und Ostdeutschland hat - nach Berücksichtigung der unterschiedlichen Leistungskraft - seine Industriekerne, Wachstumsinseln und Tourismusgebiete. Mehr

Referenz:
Joachim Ragnitz: 25 Jahre nach dem Mauerfall. Zum Stand der Deutschen Einheit.  www.ifo-dresden.de 5/2014.

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