Quelle
Eherne Gesetze haben es eher schwer in Wirtschaft und Gesellschaft, mit den Umständen wechseln auch Ursache und Wirkung und allzuoft ist eine scheinbar kausale Beziehung nur eine Korrelation.
In der Politik ist das politische Lippenbekenntnis zur Bildung ungebrochen. In der Realität ist das Verhältnis schon viel pragmatischer, gerade auch in Deutschland. Für Entwicklungsländer korrelieren Bildungsinvestitionen schon längere Zeit nicht mehr mit Wachstum und Wertschöpfung. Aus den USA als dem globalen Trendsetter sind die Signale widersprüchlich. Nun weist Dalia Marin auf das Phänomen hin, dass sich Bildung immer weniger bezahlt macht.
Stehen wir vor einer Trendwende?
Asymmetrie und Gleichgewicht
Schnittstellen zwischen globalen Trends und nationalen Wirtschaftsmodellen: Triebkräfte, Pfadabhängigkeiten, Wendepunkte und Innovationen.
John Maynard Keynes
The analysis was in terms of a single national economy. What is desperately needed now is a rewrite in terms of the world economy." (John Maynard Keynes's General Theory of Employment, Interest and Money, 1936)
Seiten
Samstag, 22. November 2014
Sonntag, 16. November 2014
Mysterium mexikanisches Freihandelsabkommen: Makroökonomen verlieren gegen asiatische Problemlöser
Die ungenügende wirtschaftliche Dynamik Mexikos nach der Unterzeichnung des Freihandelsabkommens mit den USA vor 20 Jahren ist ein Paradox, schreibt Dani Redrik.
Auf der einen Seite hat Mexiko nach dem Lehrbuch der Makroökonomen alles richtig gemacht und den Investoren den roten Teppich ausgebreitet: die ausländischen Direktinvestitionen verdreifachten sich, die Industrie integrierte sich in den nordamerikanischen Markt. Die Arbeitsmarkt- und Finanzpolitik sind konservativ. Die relativen Arbeitskosten sind gesunken, was die Wettbewerbsfähigkeit gerade gegenüber Chin enorm verbesserte, mit einem gegenwärtigen Kostenvorteil von 20 Prozent. Sogar die soziale Ungleichheit ist gesunken dank verschiedener Sozialprogramme.
Aber die wirtschaftlichen Zuwachsraten sind mickrig. Wie die Integration der DDR in das wiedervereinte Deutschland, kann Mexiko seine relative Stellung gegenüber den übermächtigen Partnern nicht verbessern. Eine Ursache, so ein McKinsey Bericht, könnte die duale Wirtschaft sein. Dem hochproduktiven und von ausländischen Investitionen getriebenen Sektor steht eine low-street Wirtschaft gegenüber, die in überkommenen Strukturen verharrt. In der Summe kann die exportgetriebene Industrie volkswirtschaftliche Schwächen nicht kompensieren, die totale Faktorproduktivität sinkt sogar. Im Verhältnis zu den asiatischen Tigerstaaten, die sich eher als Problemlöser verstehen, hat die Liberalisierung nicht die erhoffte Dynamik gebracht. Ein Schelm, wer die Nähe zum nordamerikanischen ökonomischen Denken als eine Ursache und die stillen Gewinner des Freihandelsabkommens bei den anderen beiden Partnern vermutet.
Das Phenomenon der dualen Wirtschaft wurde erstmalig in Südafrika beschrieben: das parallele Bestehen einer hochproduktiven, modernen Wirtschaft neben einer unterentwickelten. Daraus entsteht ein enormer politischer Druck, was einen ebenso grossen staatliches Gegengewicht erfordert. In Südafrika war dies die Apartheit und der eher sehr zähe und noch nicht abgeschlossene Wechsel des Wachstumsmodells nach der Demokratisierung. In Mexiko sind es die mitunter bürgerkriegsähnlichen Zuständen mit einer fünfstelligen Anzahl von Opfern im Jahr. Auch für den Finanzplatz London können Merkmale einer dualen Wirtschaft beschrieben werden: ca. 1 Quadratkilometer City steuern 20 % zum britischen BIP bei, aber der Einfluss auf Politik und Wirtschaft ist viel größer, was nicht immer im volkswirtschaftlichen Interesse ist. Angesichts wachsender Komplexität und Unvorhersagbarkeit, der relativen Stagnation der Demokratisierung bei Zunahme von fragilen und zerfallenden Staaten kommt dem Phänomen dualer Volkswirtschaften auch in der Zukunft wohl mehr Bedeutung zu.
Den Schlussfolgerungen Dani Rodriks kann man sich nur anschliessen: pragmatisches Handeln unter Berücksichtigung des gegebenen Kontexts.
Industrielle Revolution und die globale Schicksalswende (reversal of fortune)
Wie weithin bekannt und in diesem Diagram visualisiert, wächst der Grad der wirtschaftlichen Entwicklung mit der Entfernung zum Äquator. Dalgaard und Strulik weisen darauf hin, dass eine positive Korrelation zur Körpergröße besteht, die bis heute ihre Schatten wirft, und eine frühere demographische Transformation erfolgte, was mit höhere Investitionen in das Humankapital korreliert.
In vorindustrieller Zeit waren die wirtschaftlichen Karten genau umgekehrt gemischt. Diese globale Schicksalswende (reversal of fortune) ist ein besonderer historischer Umkehrpunkt, hat aber seine natürlichen Ursachen in den neuen Wachstumsanforderungen, ein Prozess, der auch heute noch im Großen wie im Kleinen stattfindet. Das qualitative Neue dieses globalen Paradigmenwechsels war der globale Zusammenhang. Die neuen Institutionen des Westens wie Demokratie, Gewaltenteilung, Rechtsstaat und Schutz des Privateigentums (1) hatten einen globalem Bezug und sind ohne die enormen Gewinne aus dem Transantlantikhandel und den Kolonien einerseits und der Zerstörung der Institutionen im Rest der Welt nicht zu erklären. Mit den Gewinnen aus dem globalen Handel war es erstmals in der Geschichte möglich, den unternehmerischen Pionieren einen "gerechten" Lohn für ihre Innovationen zu zahlen, ihre Risiken zu kompensieren und damit der Volkswirtschaft einen neuen Entwicklungspfad zu ermöglichen. Joel Mokyr betont, dass die technische Evolution dann eine Eigenentwicklung nimmt, die dem Initiator eine Führungsrolle sichert. Dies ist heute unter dem Konzept der "The winners take all" Märkte Allgemeinwissen.
Es ist daher wohl ungenau zu sagen, dass die Länder des Westens zuerst den Weg einer dynamischen wirtschaftlichen Entwicklung betreten haben. Präziser ist es zu erklären, dass die industrielle Revolution eine duale Weltwirtschaft produzierte, die die Wertschöpfung zwischen den entwickelten Staaten und den Entwicklungsländern auffächerte. An den Mechanismen hat sich prinzipiell bis heute nichts geändert und die Unterschiede in der Wertschöpfung sind trotz einzelner Gegentendenzen eher gestiegen. Zugleich sind die wirtschaftlichen Aktivitäten und der Wohlstand enorm gestiegen und die gesamte Weltwirtschaft befindet sich inzwischen am Ende des Industriezeitalters - China produziert heute die Hälfte aller industriellen Güter, nicht die USA wie nach dem Ende des zweitenWeltkrieges, obwohl es im Pro-Kopf BIP Vergleich erst an 68. Stelle steht.
Charles I. Jones fragt, ob die industrielle Revolution unvermeidlich war und bejaht diese Frage. Historisch wäre es aber möglich gewesen, dass sie auch einige Jahrhunderte später erfolgt wäre. Vielleicht hätte die Welt noch länger warten müssen, bis der amerikanische Kontinent die Initiative ergriffen hätte. Aber schon das Römische Reich hat nach vielen Kriterien gesellschaftliche Höhepunkte definiert, die erst 1500 Jahre später wieder erreicht wurde. Auch hier gibt es einfach viele historische Zufälligkeiten.
(1) Zuverlässiger Schutz des Privateigentums ist ein wichtiges Standbein einer funktionierenden Marktwirtschaft. Als eine historische Zäsur bedeutet es die Instrumentalisierung des staatlichen Gewaltmonopols für die Garantie des Nicht-Eigentums einer Mehrheit der Bevölkerung. Kein Wunder, dass ein solches fragiles Gleichgewicht vorwiegend in den entwickelten Staaten besteht und es im Rest der Welt oft in Richtung des allgemeinen Wohlstands und zuungunsten einzelner Investoren verschoben. Dazu steht nicht im Widerspruch, dass private Investoren und viele wirtschaftliche Studien immer wieder den Schutz ihres Engagements als allgemeines Prinzip für Wachstum ungeachtet des volkswirtschaftlichen Wirkungen im jeweiligen konkreten Kontext betonen.
Referenzen:
Carl-Johann Dalgaard und Holger Strulik. Physiological constrains and Comparative Economic Development. October 2014. papers.ssrn.com
Joel Mokyr. Why was the Industrial Revolution a European Phenomenon? Supreme Court Economic Review, Volume 9 Fall 2002
Charles I. Jones. Was an Industrial Revolution Inevitable? Economic growth over the very long run. September 1999. www.standford.uni
Freitag, 14. November 2014
Warum die globale Hegemonie der USA erhalten bleibt
Die USA wurden im 19. Jahrhundert zum reichsten Staat der Welt aufgrund einer glücklichen Fügung von Umständen. Zuallererst konnten mit der Bevölkerung die Institutionen aus der Alten Welt in die Neue Welt übernommen werden. Die native Bevölkerung war durch Krankheiten ausgerottet worden oder stellte kein Hindernis dar. Die ersten Gründungen waren reine Exportniederlassungen der Ausbeutung vorhandener natürlicher Reichtümer für den europäischen Markt: Holz, Fisch, Walöl, Tabak oder Baumwolle. Dies war zu Beginn ein mühseliges Unterfangen. Großbritannien war 1776 der Schutz der einträglichen karibischen Plantagen wichtiger als die Abhängigkeit der relativ unbedeutenden neuen Staaten auf dem Kontinent. Aber es bestanden global einmalige Treibhausbedingungen für den wirtschaftlichen Aufschwung im Industriezeitalter. Sie liessen die Wirtschaft besser gedeihen als in den Mutterländern. Zu diesen Bedingungen gehörten:
* mehr schiffbare Flüsse und Häfen als im Rest der Welt zusammen genommen, d.h. um Größenordnung geringere Transport- und Transaktionskosten,
* höhere Produktivität der Landwirtschaft: wie kürzlich herausgefunden wurde, ist die Photosynthese im mittleren Westen der USA global am intensivsten, d.h. eine Einheit Arbeit bringt einen höheren und stabileren Ertrag als anderswo in der Welt,
* glückliche geographische Fügungen, wie die langfasrige Baumwolle, die im Unterschied zur indischen maschinell verarbeitet werden konnte, oder die Walindustrie, die den Boden für die Erdölindustrie vorbereite,
* die geographische Lage zwischen zwei Weltmeeren und die Abwesenheit von militärischen Gegnern, die ein ständige Herausforderung für europäische Staaten waren und umfangreiche Kapazitäten banden,
* die Größe des entstandenen Binnenmarktes und den damit einher gehenden Vorteilen der Massenproduktion.
Mit dem Bürgerkrieg 1861 - 1865 fand ein Paradigmenwechsel statt, von der hocheffizienten Plantagenwirtschaft, die auf Sklavenarbeit beruht und für den Weltmarkt produziert, zu den industriellen Wachstumsquellen für den Binnenmarkt, beruhend auf freier Lohnarbeit. Für die kommenden Jahrzehnte konzentrierte sich das Land vorwiegend auf sich selbst.
Selbst der Eintritt in den Ersten Weltkrieg änderte daran nichts - die USA zog sich nach dem missglückten Versailler Vertrag aus den europäischen Angelegenheiten zurück und strukturierte ihre eigene Peripherie, wobei der Unterschied zu den traditionellen Kolonialmächten eher im Bereich der liberaleren Rhetorik lag.
Inzwischen war global mit dem ersten Weltkrieg eine Trendwende im Wirtschaftswachstum erfolgt. Die Globalisierung erreichte einen Höhepunkt um 1914, ging nach der Weltwirtschaftskrise abrupt zurück und erreichte den damaligen Stand erst wieder in den letzten Jahren. Revolutionäre Durchbrüche in Technologie, Wissenschaft und Technik hatten eine Vorlauf erzeugt, der für viele Jahrzehnte ein Potential für Wirtschaftswachstum erzeugte. Russland, eine territoriale Großmacht an der europäischen Peripherie, entwarf eine alternatives Gesellschaftsmodell, importierte massiv Technik für den Aufbau seiner weitestgehend geschlossenen Volkswirtschaft und konnte nicht nur gestärkt aus dem 2. Weltkrieg herausgehen, sondern in den kommenden Jahrzehnte auch den Rest der Welt trotz unzureichender wirtschaftlichen Entwicklung in einem Systemwettbewerb herausfordern.
Auch für die USA erwies sich der staatlich-vermittelte Impuls zur Massenproduktion auf der Grundlage des bestehenden technisch-ökonomischen Paradigmas infolge des 2. Weltkrieg als segensreich. Er erlaubte, die Weltwirtschaftskrise und die depressiven 1930-er Jahre endgültig vergessen zu lassen. Über Nacht stellte sich heraus, dass die USA nun fast die Hälfte aller industriellen Gütern auf unserem Planeten produzierte.
Mit dieser Dominanz war die früheren Selbstbegrenzungen obsolet. Die USA kehrte auf die globale Arena unter einem neuen Vorzeichen zurück und begann, die Nachkriegsordnung zu strukturieren. Nach einer kurzen Zeit des Suchens gab die Auseinandersetzung mit dem Kommunismus der Politik Struktur und Richtung. Die Unterstützung für Westeuropa und Westdeutschland war politisch gewollt und erwies sich überraschend als wirtschaftlich erfolgreich. Verbündete der Eindämmungspolitik konnten auf Kredite und Marktzugang hoffen. Neben Japan gelang auch asiatischen Ländern wie Südkorea und Taiwan der Aufstieg, im Unterschied etwa zu den Ländern Lateinamerikas, die keine ähnlichen Privilegien im globalen Marktgeschehen hatten.
Unter dem Damoklesschwert einer nuklearen Auseinandersetzung bestand für Jahrzehnte ein - aus heutiger Sicht - goldenes Zeitalter des Kapitalismus.
Schon vor der Implosion der Sowjetunion deuteten sich erneut ein Paradigmenwechsel an. Das Industriezeitalter geht seinem Ende entgegen und nimmt den Weg der Landwirtschaft, in der heute in den entwickelten Ländern weniger als 1 % der Bevölkerung beschäftigt sind. Dabei kommt es zu überraschenden Wendungen. Informationstechnologien und Durchbrüche in der Logistik ermöglichten das Outsourcen arbeitsintensiver Tätigkeiten aus den USA und später allen anderen traditionellen Industrieländern. Neue Konzepte entstanden, wie die "factoryless production". Der Aufstieg Chinas begann. Heute vereint das Land, dass im Pro-Kopf BIP auf der 68. Stelle in der Welt steht, etwa die Hälfte der globalen industriellen Produktion und hat nach Kaufkraftparität mit den USA aufgeschlossen.
Bedeutet dies das Ende der wirtschaftlichen und damit langfristig auch der politischen Hegemonie der USA? Beginnt wieder eine Periode der Begrenzung auf den Binnenmarkt, wie nach dem Bürgerkrieg im 19. Jahrhundert? Ziehen sich die USA von globalen Angelegenheiten für die kommenden Jahrzehnte zurück? Nimmt der Unmut über eine US-dominierte Weltwirtschaft an Stärke zu, so dass sich die Spielregeln der so erfolgreichen wie widersprüchlichen letzten Jahrzehnte radikal ändern?
Nach wirtschaftliche Logik und der bestehenden Indizienlage ist die Antwort ein eindeutiges Nein, auch wenn sich die Art und Weise wirtschaftlicher Dominanz in einer Umbruchphase befindet und die zukünftigen Konturen nicht vollständig abzusehen sind. Zwar sind Perioden des relativen Rückzuges nicht ausgeschlossen, aber dies werden eher Übergänge zu einem neuen asymmetrischen Gleichgewichten zwischen den USA und dem Rest der Welt als eine Neudefinition der Weltwirtschaft, wie wir sie kennen, sein.
Wirtschaftliche Logik: Heterogene menschliche Aktivitäten gehen mit Unterschieden in Produktivität und Wertschöpfung einher. Seit es globale Märkte gibt, werden diese Unterschiede auch weltweit strukturiert. Besonders Basisinnovationen für Technologie und Institutionen benötigen Ressourcen. Kein anderer Staat verfügt gegenwärtig auch nur annähernd über die Möglichkeiten und Kapazitäten wie die USA. Der technologische und geopolitische bedeutsame Durchbruch beim Fracking ist hier nicht mehr als ein Puzzleteil in einem komplexen Bild. Die gegenwärtige Diskussion um die säkuläre Stagnation zeigt, dass die Art und Weise des technologischen Fortschritts als unzureichend empfunden wird. Vielleicht stehen wir aber am Vorabend eines weiteren technologischen Paradigmenwechsels oder es sind institutionelle Hemmnisse, siehe die Piketty Diskussion, die Wachstums behindern. Wie schon die Kolonialmächte vor Hundert Jahren erfahren mussten, ist auch die militärische Komponente einer globalen Weltordnung nur von begrenzter Effizienz. Nur, institutionellen Hemmnisse werden nach einiger Zeit überwunden. Sollte wieder ein Plateau in der Technologie erreicht sein wie vor 100 Jahren, dann haben die USA einen deutlichen Vorsprung, der auch nicht in wenigen Jahren oder Jahrzehnten von Mitbewerbern aufgeholt werden kann.
Indizien: Die USA führen nicht mehr in der Massenproduktion von arbeitsintensiven Gütern, aber ihre Dominanz in anderen Bereichen, die für die Wertschöpfung ausschlaggebend sind, ist nicht geringer, sondern eher größer geworden. In einer ungebrochenen Linie seit dem letzten Jahrhundert spielen die USA in einer eigenen Liga und sind - in einer klassischen Win-Win-Situation - nach wie vor als Speerspitze der Weltwirtschaft positioniert.
Die globaler Wertschöpfung wird von US-amerikanischen Großunternehmen angetrieben. Das Internet nimmt trotz aller Vernetzung und Vereinfachung des Austausches neokoloniale Strukturen an. Die Dominanz der Informationsbeschaffung durch Geheimdienste ist historisch einmalig. Die globale Rolle des USD und des US-Staates bei der Finanzregulierung sind seit der globalen Finanzkrise 2008 gestiegen und stellen Eingriffe in die Souveränität von anderen Staaten dar, die noch vor wenigen Jahren unvorstellbar waren.
Dabei ist klar: eine stabile postindustrielle Weltordnung weist andere und weit komplexere Mechanismen und Wechselbeziehungen auf als die gegenwärtigen Strukturen, die vorwiegend vor 70 Jahre geschaffen wurden. Der notwendige Umbruchprozess wird Jahrzehnte in Anspruch nehmen und von mehr Übertreibungen, Zuspitzungen und Blasen getrieben werden als wir es bisher gewohnt sind. So wie der erste Hegemon, England, anders als sein Nachfolger, die USA war, so wird auch der zukünftige Hegemon völlig andere Charakteristika aufweisen, auch wenn diesmal kein Wechsel des Landes erfolgen wird.
Die USA als Teil der Weltwirtschaft ist eingebettet in einen globalen Zusammenhang, wie jeder andere Staat auch. Sie entstand als Ausdruck der globalwirtschaftlichen Entwicklung und wurde durch sie unmittelbar geprägt, auch wenn der direkte Einfluss in den verschiedenen Entwicklungsphasen durchaus unterschiedlich war.
Die Annahme, dass die USA auch weiterhin Hegemon in der Weltwirtschaft bleiben wird, scheint daher ein produktiverer Ansatz zu sein als die Voraussage ihres Niederganges.
* mehr schiffbare Flüsse und Häfen als im Rest der Welt zusammen genommen, d.h. um Größenordnung geringere Transport- und Transaktionskosten,
* höhere Produktivität der Landwirtschaft: wie kürzlich herausgefunden wurde, ist die Photosynthese im mittleren Westen der USA global am intensivsten, d.h. eine Einheit Arbeit bringt einen höheren und stabileren Ertrag als anderswo in der Welt,
* glückliche geographische Fügungen, wie die langfasrige Baumwolle, die im Unterschied zur indischen maschinell verarbeitet werden konnte, oder die Walindustrie, die den Boden für die Erdölindustrie vorbereite,
* die geographische Lage zwischen zwei Weltmeeren und die Abwesenheit von militärischen Gegnern, die ein ständige Herausforderung für europäische Staaten waren und umfangreiche Kapazitäten banden,
* die Größe des entstandenen Binnenmarktes und den damit einher gehenden Vorteilen der Massenproduktion.
Mit dem Bürgerkrieg 1861 - 1865 fand ein Paradigmenwechsel statt, von der hocheffizienten Plantagenwirtschaft, die auf Sklavenarbeit beruht und für den Weltmarkt produziert, zu den industriellen Wachstumsquellen für den Binnenmarkt, beruhend auf freier Lohnarbeit. Für die kommenden Jahrzehnte konzentrierte sich das Land vorwiegend auf sich selbst.
Selbst der Eintritt in den Ersten Weltkrieg änderte daran nichts - die USA zog sich nach dem missglückten Versailler Vertrag aus den europäischen Angelegenheiten zurück und strukturierte ihre eigene Peripherie, wobei der Unterschied zu den traditionellen Kolonialmächten eher im Bereich der liberaleren Rhetorik lag.
Inzwischen war global mit dem ersten Weltkrieg eine Trendwende im Wirtschaftswachstum erfolgt. Die Globalisierung erreichte einen Höhepunkt um 1914, ging nach der Weltwirtschaftskrise abrupt zurück und erreichte den damaligen Stand erst wieder in den letzten Jahren. Revolutionäre Durchbrüche in Technologie, Wissenschaft und Technik hatten eine Vorlauf erzeugt, der für viele Jahrzehnte ein Potential für Wirtschaftswachstum erzeugte. Russland, eine territoriale Großmacht an der europäischen Peripherie, entwarf eine alternatives Gesellschaftsmodell, importierte massiv Technik für den Aufbau seiner weitestgehend geschlossenen Volkswirtschaft und konnte nicht nur gestärkt aus dem 2. Weltkrieg herausgehen, sondern in den kommenden Jahrzehnte auch den Rest der Welt trotz unzureichender wirtschaftlichen Entwicklung in einem Systemwettbewerb herausfordern.
Auch für die USA erwies sich der staatlich-vermittelte Impuls zur Massenproduktion auf der Grundlage des bestehenden technisch-ökonomischen Paradigmas infolge des 2. Weltkrieg als segensreich. Er erlaubte, die Weltwirtschaftskrise und die depressiven 1930-er Jahre endgültig vergessen zu lassen. Über Nacht stellte sich heraus, dass die USA nun fast die Hälfte aller industriellen Gütern auf unserem Planeten produzierte.
Mit dieser Dominanz war die früheren Selbstbegrenzungen obsolet. Die USA kehrte auf die globale Arena unter einem neuen Vorzeichen zurück und begann, die Nachkriegsordnung zu strukturieren. Nach einer kurzen Zeit des Suchens gab die Auseinandersetzung mit dem Kommunismus der Politik Struktur und Richtung. Die Unterstützung für Westeuropa und Westdeutschland war politisch gewollt und erwies sich überraschend als wirtschaftlich erfolgreich. Verbündete der Eindämmungspolitik konnten auf Kredite und Marktzugang hoffen. Neben Japan gelang auch asiatischen Ländern wie Südkorea und Taiwan der Aufstieg, im Unterschied etwa zu den Ländern Lateinamerikas, die keine ähnlichen Privilegien im globalen Marktgeschehen hatten.
Unter dem Damoklesschwert einer nuklearen Auseinandersetzung bestand für Jahrzehnte ein - aus heutiger Sicht - goldenes Zeitalter des Kapitalismus.
Schon vor der Implosion der Sowjetunion deuteten sich erneut ein Paradigmenwechsel an. Das Industriezeitalter geht seinem Ende entgegen und nimmt den Weg der Landwirtschaft, in der heute in den entwickelten Ländern weniger als 1 % der Bevölkerung beschäftigt sind. Dabei kommt es zu überraschenden Wendungen. Informationstechnologien und Durchbrüche in der Logistik ermöglichten das Outsourcen arbeitsintensiver Tätigkeiten aus den USA und später allen anderen traditionellen Industrieländern. Neue Konzepte entstanden, wie die "factoryless production". Der Aufstieg Chinas begann. Heute vereint das Land, dass im Pro-Kopf BIP auf der 68. Stelle in der Welt steht, etwa die Hälfte der globalen industriellen Produktion und hat nach Kaufkraftparität mit den USA aufgeschlossen.
Bedeutet dies das Ende der wirtschaftlichen und damit langfristig auch der politischen Hegemonie der USA? Beginnt wieder eine Periode der Begrenzung auf den Binnenmarkt, wie nach dem Bürgerkrieg im 19. Jahrhundert? Ziehen sich die USA von globalen Angelegenheiten für die kommenden Jahrzehnte zurück? Nimmt der Unmut über eine US-dominierte Weltwirtschaft an Stärke zu, so dass sich die Spielregeln der so erfolgreichen wie widersprüchlichen letzten Jahrzehnte radikal ändern?
Nach wirtschaftliche Logik und der bestehenden Indizienlage ist die Antwort ein eindeutiges Nein, auch wenn sich die Art und Weise wirtschaftlicher Dominanz in einer Umbruchphase befindet und die zukünftigen Konturen nicht vollständig abzusehen sind. Zwar sind Perioden des relativen Rückzuges nicht ausgeschlossen, aber dies werden eher Übergänge zu einem neuen asymmetrischen Gleichgewichten zwischen den USA und dem Rest der Welt als eine Neudefinition der Weltwirtschaft, wie wir sie kennen, sein.
Wirtschaftliche Logik: Heterogene menschliche Aktivitäten gehen mit Unterschieden in Produktivität und Wertschöpfung einher. Seit es globale Märkte gibt, werden diese Unterschiede auch weltweit strukturiert. Besonders Basisinnovationen für Technologie und Institutionen benötigen Ressourcen. Kein anderer Staat verfügt gegenwärtig auch nur annähernd über die Möglichkeiten und Kapazitäten wie die USA. Der technologische und geopolitische bedeutsame Durchbruch beim Fracking ist hier nicht mehr als ein Puzzleteil in einem komplexen Bild. Die gegenwärtige Diskussion um die säkuläre Stagnation zeigt, dass die Art und Weise des technologischen Fortschritts als unzureichend empfunden wird. Vielleicht stehen wir aber am Vorabend eines weiteren technologischen Paradigmenwechsels oder es sind institutionelle Hemmnisse, siehe die Piketty Diskussion, die Wachstums behindern. Wie schon die Kolonialmächte vor Hundert Jahren erfahren mussten, ist auch die militärische Komponente einer globalen Weltordnung nur von begrenzter Effizienz. Nur, institutionellen Hemmnisse werden nach einiger Zeit überwunden. Sollte wieder ein Plateau in der Technologie erreicht sein wie vor 100 Jahren, dann haben die USA einen deutlichen Vorsprung, der auch nicht in wenigen Jahren oder Jahrzehnten von Mitbewerbern aufgeholt werden kann.
Indizien: Die USA führen nicht mehr in der Massenproduktion von arbeitsintensiven Gütern, aber ihre Dominanz in anderen Bereichen, die für die Wertschöpfung ausschlaggebend sind, ist nicht geringer, sondern eher größer geworden. In einer ungebrochenen Linie seit dem letzten Jahrhundert spielen die USA in einer eigenen Liga und sind - in einer klassischen Win-Win-Situation - nach wie vor als Speerspitze der Weltwirtschaft positioniert.
Die globaler Wertschöpfung wird von US-amerikanischen Großunternehmen angetrieben. Das Internet nimmt trotz aller Vernetzung und Vereinfachung des Austausches neokoloniale Strukturen an. Die Dominanz der Informationsbeschaffung durch Geheimdienste ist historisch einmalig. Die globale Rolle des USD und des US-Staates bei der Finanzregulierung sind seit der globalen Finanzkrise 2008 gestiegen und stellen Eingriffe in die Souveränität von anderen Staaten dar, die noch vor wenigen Jahren unvorstellbar waren.
Dabei ist klar: eine stabile postindustrielle Weltordnung weist andere und weit komplexere Mechanismen und Wechselbeziehungen auf als die gegenwärtigen Strukturen, die vorwiegend vor 70 Jahre geschaffen wurden. Der notwendige Umbruchprozess wird Jahrzehnte in Anspruch nehmen und von mehr Übertreibungen, Zuspitzungen und Blasen getrieben werden als wir es bisher gewohnt sind. So wie der erste Hegemon, England, anders als sein Nachfolger, die USA war, so wird auch der zukünftige Hegemon völlig andere Charakteristika aufweisen, auch wenn diesmal kein Wechsel des Landes erfolgen wird.
Die USA als Teil der Weltwirtschaft ist eingebettet in einen globalen Zusammenhang, wie jeder andere Staat auch. Sie entstand als Ausdruck der globalwirtschaftlichen Entwicklung und wurde durch sie unmittelbar geprägt, auch wenn der direkte Einfluss in den verschiedenen Entwicklungsphasen durchaus unterschiedlich war.
Die Annahme, dass die USA auch weiterhin Hegemon in der Weltwirtschaft bleiben wird, scheint daher ein produktiverer Ansatz zu sein als die Voraussage ihres Niederganges.
Dienstag, 11. November 2014
Dequalifizierung: Ähnlichkeit der Muster mit dem Beginn der industrieellen Revolution
In einem Artikel untersuche Alexandra de Pleijt und Jacob Weisdorf die Veränderung der Qualifikationsanforderungen zu Beginn der Industriellen Revolution, von 1550 bis 1850. Sie unterscheiden hoch-, mittel- und unqualifizierte Tätigkeiten.
In diesem Zeitraum von 300 Jahren fand eine umfangreiche Dequalifizierung statt. Der Anteil unqualifizierter Tätigkeiten stieg von 25 % im Jahre 1550 auf 45 % im Jahre 1850, während die hochqualifizierten Tätigkeiten einen umgekehrten Verlauf nahmen.
Wie Joel Mokyr aufzeigte, waren es aber gerade die hochqualifizierten Tätigkeiten, mit einer Gesamtzahl der Beschäftigten von 220 000 im Jahre 1700 und 850 000 im Jahre 1850, die den technologischen und welthistorischen Durchbruch ermöglichten. Interessant ist auch, dass der Reallohn, der nahe dem Subsistenzniveau war, stagnierte und er erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts anstieg, nachdem Karl Marx sein "Das Kapital" 1867 fertig gestellt hatte, mit denen er die bis dahin dominierenden Trends extrapolierte und den Anstoß für das Entstehen eines alternativen Gesellschaftsmodells gab.
Diese historischen Erfahrungen lassen die oft erhobene Forderung nach Bildungsinvestitionen in einem differenzierteren Licht erscheinen:
* Um Wachstum zu erzeugen, kann das Gießkannenprinzip von Schaden und die Konzentration auf wenige Gebiete von Nutzen sein. Im universitären Bereich sind es die US-Universitäten, die mit Milliardenaufwendungen ihre Stellung bewahren und offensichtlich wenig Konkurrenz haben. Die Aussage ist verbreitet, dass die durchschnittliche deutsche Universität besser als die durchschnittliche US-Universität ist, aber die deutschen Spitzenuniversitäten weit abgeschlagen sind. Die Situation in den Hochschulen spiegelt die Situation in der Wirtschaft: konkurrenzfähige, globale und innovative mittelständische Unternehmen und die roten Lichter des abgefahrenen Zuges bei revolutionären Basisinnovationen. Der Versuch der EU, mit Milliardeninvestitionen von oben in die Phalanx der US Universitäten einzubrechen ist grandios und vorhersehbar gescheitert. Heute hat man andere Probleme.
* Wie geht man mit der Dequalifizierung um? Der Trend ist heute offensichtlich. Offene Märkte haben die Konkurrenz im unqualifizierten Bereich verstärkt, die Löhne begann zu sinken und trugen als technologische Komponente zur Stagnation der Reallöhne in den entwickelten Ländern bei. Das Marktgeschehen spreizt die Löhne auf. Die Politik kann einen solchen Prozess abbremsen, aber kaum verhindern. Diese Tendenz wird sich fortsetzen bis es zu einer Trendwende kommt, wofür es gegenwärtig keine Anzeichen gibt.
* Die Bedeutung von allgemeinen Bildungsstandards nimmt zu. In den UN Millenium Development Goals ist die Grundschulausbildung als Ziel formuliert. Dies wird wenig an der niedrigen Wertschöpfung dieser Länder ändern, denn bei einem vergleichbarer Pro-Kopf BIP sind Entwicklungsländer schon heute gebildeter als die Industrieländer vor Jahrzehnten. Aber es ermöglich Teilnahme und kompensiert teilweise die Benachteiligung in den Bedingungen zur Wertschöpfung.
Insgesamt ein Indiz, dass sich der gegenwärtige Zeitabschnitt bestimmte Muster mit dem Beginn der industriellen Revolution teilt und Aussage wie pauschal mehr Bildungsinvestitionen auch kontraproduktiv sein können.
Ein plausibler und interessanter Mosaikstein für die Einseitigkeit und spezifische Eigenlogik gesellschaftlicher Prozesse. Siehe auch hier.
Sonntag, 9. November 2014
25 Jahre nach dem Berliner Mauerfall endet ein 100-jähriger historischer Zyklus. Was kommt nun?
In einem Leitartikel schrieb die New York Time am 11. November 1989:
"Crowds of young Germans danced on top of the hated Berlin Wall Thursday night. They danced for joy; they danced for history. They danced because the tragic cycle of catastrophe that first convulsed Europe 75 years ago, embracing two world wars, a holocaust, and a cold war, seemed at long last to be nearing an end." (Eine Menge junger Menschen tanzten auf der verhassten Berliner Mauser am Donnerstag Abend. Sie tanzten aus Freude, sie tanzten für die Geschichte. Sie tanzten, weil ein tragischer Zyklus von Katastrophen, der Europa vor 75 Jahren erschütterte , der zwei Weltkriege, den Holocaust und einen kalten Krieg umfasste, letztlich, so schien es, seinem Ende entgegen ging.)
Heute dominiert die Sichtweise, dass dieses glückliches historisches Ereignis das Resultat eines ideologischen Kampfes ist, Recht siegte gegen Unrecht, bürgerliche Moral über kapitalistische Anmassung, individuelle Initiative über Umverteilung, Demokratie über Diktatur, unternehmerische Freiheit gegen staatliche Bürokratie, individuelle Schaffenskraft gegen Gruppenzwang und Privateigentum bewies seine höhere Effektivität im Vergleich zum Volks- oder Staatseigentum. Im Kampf der System bewiesen die freien und globalen Märkte ihre Überlegenheit gegenüber dem Aufbau des Sozialismus in einem Land.
Eine systemische Herausforderung bestand nun nicht mehr. Wie Georg Wilhelm Friedrich Hegel 1806 den idealen Staat in Preußen erreicht sah, so verkündet Francois Fukuyama 1992 aus den USA vom Ende der Geschichte, denn Freiheit, Demokratie und Unternehmertum waren alternativlos geworden.
Fraglos ist, dass der Sozialismus nicht sein Wohlstandsversprechen einlösen konnte. Der Osten des Deutschlands, auf dessen Territorium später die DDR entstand, hatte 1936 eine höheres Pro-Kopf BIP als Westdeutschland. Kriegszerstörung und Reparationen hatten ihren Anteil, aber schon früh war auch den Verantwortlichen klar, dass es mit dem Automatismus bei der Überlegenheit der neuen Gesellschaft durchaus Fragen gab. Nicht zuletzt war der Mauerbau Ausdruck der Ohnmacht, dass die Realität sich nicht nach den Theorien richtete und dass ein Minimalziel - Stabilisierung der DDR - allemal besser war, als sich in unbekannte Gewässer der politischen Instabilität zu begeben. Eine Einschätzung, die weitestgehend auch im Westen geteilt wurde, so dass man zähneknirschend den Unruhen 1953, dem ungarischen Aufstand 1956 und dem Prager Frühling 1968 tatenlos zusah.
Im Umkehrschluss bedeutet der Verweis aber auch, dass für die 72 Jahre des real existierenden Sozialismus das Wohlstandsversprechen einer freien, demokratischen, auf Privateigentum beruhenden Gesellschaft unzureichend war. Der Kapitalismus erfüllte sein Wohlstandsversprechen nicht. Der politische Konsens neigte sich 1917 in einem Staat, Russland, einer Alternative zu. Angesichts der konkreten Herausforderungen und täglichen Erfahrungen waren Diktatur, Staatseigentum, eingeschränkte Eigentums- und Freiheitsrechte das geringere Übel. Das alternative politische System war über diesen langen Zeitraum weitestgehend legitimiert und der Gesellschaftsvertrag zwischen den Eliten, der Ideologie und dem Volk hielt.
Nach dem zweiten Weltkrieg wuchs der Sozialismus zu einer globalen Systemherausforderung. Es entstand ein globales asymmetrisches Gleichgewicht, von der Wirtschaftsleistung bis zur militärischen Stärke. Über viele Jahrzehnte war der Gewinner unklar und - wie oft im Leben - eine bewusste Entscheidung für dieses oder jenes System konnte plausibel nicht beantwortet werden, war Zufall. Noch Ende der 1980-er Jahre konnte man in vielen amerikanischen Lehrbüchern der Volkswirtschaft von den höheren Wachstumsraten des Sozialismus lesen. Die Situation schloss viele Absurditäten ein, vom Symbol der der geteilten Stadt Berlin bis zum Tausendfachen militärischen Overkill.
Das 25-jährigen Mauerjubiläum sollte Anlass sein, dass in Deutschland die Marktwirtschaft ihr Wohlstands- und Sicherheitsversprechen einlöst.
Vorbei und vergessen?
Keineswegs. Seit der Jahrtausendwende mehren sich die Hinweise, dass sich ein 100-jähriger Zyklus wiederholt. Autokratisch regierte Schwellenländer holen auf, die Demokratiewelle flaute ab. Zugleich sinken Wachstumszahlen im Westen, die Realeinkommen stagnieren für die Mittelschichten seit Jahrzehnten. 85 der reichsten Menschen verfügen über soviel Vermögen, wie 3.5 Milliarden Menschen. Es ist Klassenkampf, lautet der klassische Ausspruch von Warren Buffet, und diesmal gewinnen wir.
Ein Indiz für einen 100-jährigen Zyklus zeigt die folgende Grafik: 1917 erfolgte bei der sozialen Ungleichheit ein Pendelumschwung, nicht zuletzt verursacht von Katastrophen des Ersten Weltkrieges und, nebensächlich oder nicht, der oft zwiespältigen und unentschlossenen Haltung der USA und der Wall Street im Umgang mit der kommunistischen Regierung in Moskau. Das wohl wichtigste Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges war der Massenwohlstand und das Entstehen der Konsumgesellschaft. In historischer Sicht war dies weniger der Eingang in das wirtschaftlicherParadies eines steten und stabilen wirtschaftlichen Wachstums als eine Goldene Periode, deren Grundlagen in vorangegangenen Verwüstungen geschaffen worden war. Nun wächst seit mehreren Jahrzehnten die Ungleichheit wieder, beschleunigt vom Fall der Berliner Mauer. Auch der Gegendruck wächst , von der Occupy-Bewegung bis zur Piketty-Euphorie und der Überlastung der Institutionen, den zunehmenden internationalen Krisen im Rahmen der bestehenden Weltordnung Herr zu werden.
Es benötigt nicht viel Vorhersagekraft, auf einen zukünftigen Pendelumschwung zu verweisen und damit den Startschuss für einen neuen Zyklus.
Wie und wann wird er erfolgen?
Berlin feiert zu Recht das 25-jährige Jubiläum des Mauerfalls. 2 Tage bestand eine Lichtgrenze aus 8000 Leucht-Ballons. Heute um 19.00Uhr entschwand diese Lichtmauer in den Himmel und die Dunkelheit war von einer Million feiernder Menschen geprägt.
Freitag, 7. November 2014
Wolfgang Münchau vs Hans-Werner Sinn über die Volkswirtschaftslehre
Die weltweite Krisis 2008 hat die Grundlagen des wirtschaftlichen Denkens erschüttert, die Euphorie über den Kollaps des Sozialismus ist abgeebbt, fallendes Wachstum und seit Jahrzehnten stagnierende Einkommen der Mittelschichten sowie, zuletzt, offensichtliche außenpolitische Überforderung rufen nach einer eher nüchternen Bestandsaufnahme und einem Paradigmenwechsel.
In einigen Aspekten erinnert die Diskussion an meine Studienzeit. Ein Lehrbuch der Politischen Ökonomie wurde faktisch nicht verwendet. Wenn man eins aufschlug, dann konnte man, Seite für Seite, teilweise Abschnitt für Abschnitt, erörtern, dass die Aussagen überholt und wissenschaftlich einfach nicht haltbar waren. Dies tat dem group think wenig Abbruch, zumal man formell und informell auf Grenzen des Denkens hingewiesen wurde. Es dauert fast noch ein Jahrzehnt, bis der gedanklichen Bankrotterklärung die staatliche erfolgte.
Soziale Wissenschaften entwickeln sich in Schulen und werden durch neue ersetzt, der Beweis ihrer Falschheit ist nicht ausreichend. Man kann auf verschiedene Aspekte in der Münchau-Sinn Kontroverse aufgeführt werden, die Möglichkeiten und Grenzen der Volkswirtschaftslehre zeigen.
Hans-Werner Sinn beschreibt in diesem Sinne sein Selbstverständnis wie folgt:
"Märkte (sind) in ihrem Ergebnis effizient, wenn vollständige Konkurrenz herrscht und die Eigentumsrechte klar geregelt sind... Wie Spürhunde suchen Volkswirte die Wirtschaft nach Marktfehlern ab und überlegen, wie man diese Fehler durch kluge Staatseingriffe korrigieren kann. Dabei gilt freilich die Regel, dass derjenige, der eine Staatsintervention fordert, den Marktfehler, den er korrigieren will, nachweisen muss. "So viel Markt wie möglich und nur so viel Staat wie nötig".
Das sieht klar und überzeugend aus. Widerspiegelt es die Realität? Einerseits ja, denn die Wachstumsperiode nach den 2. Weltkrieg brachte bisher unbekannten Massenwohlstand und das war genau die Zeit, in der die moderne Volkswirtschaftslehre entstand und ihre Modelle perfektionierte und mathematisierte.
Andererseits, nein. Werden die europäischen Bürgerkriege 1914 - 1945 und die nachfolgende Wachstumsepisode als eine Einheit gesehen, bei der institutionelle Anpassungen erfolgten und sich dann schrittweise erschöpften, dann hat die Wissenschaft die bestimmenden Charakteristika eines eher kleinen historischen Abschnitts extrapoliert. Eine mehr historische Sichtweise nimmt die gegenwärtigen Turbulenzen dann nicht mehr als Abweichung, als Krankheit, als Fehler wahr, sondern erlaubt eine differenzierte Sichtweise auf recht unterschiedliche Wachstumsphase einer Gesellschaft, wie dies auch schon in der Vergangenheit war.
Weiterhin, auch die Abstraktion vollständige Konkurrenz trifft auf einen eher kleinen und unbedeutenden Teil des wirtschaftlichen Gesamtgeschehens zu. Die großen technologischen Durchbrüche erfolgen in den USA von Monopolisten. Die gesamte Riege der Technologieunternehmen erhielt entgegen jeder reinen Marktlehre eine Anschubfinanzierung in volkswirtschaftlichen Größenordnungen. Dies trifft selbst für den letzten technologischen Durchbruch mit weitreichenden geopolitischen Folgen zu, dem Fracking. Staat oder Markt, es gilt seit mindestens 2000 Jahren das Matthäus- Prinzip, wer reich ist, bleibt in aller Regel oben in der Hierarchie.
Die Bedingungen, bei denen vollständige Konkurrenz zu Massenwohlstand führt, sind global gesehen eher beschränkt und relevant höchsten für 10 % der Weltbevölkerung, d.h. eigentlich eine Minderheit (bei der Wertschöpfung sieht es eher umgekehrt aus).
Weiterhin, es gibt keinen Markt und es gab nie einen Markt, bei denen der Staat nicht die Rahmenbedingungen vorgibt. Zuerst kommt der Zusammenhalt als politische Einheit, sei es eine Horde, ein Stamm, in der Neuzeit ein Staat oder, mit großen Übergangsproblemen, eine Staatengemeinschaft. Erst dann kommt möglicher Wohlstandszuwachs durch Handel und Austausch. Es ist weiterhin unklar, warum dem Staat als wichtigste politische Einheit das Recht abgesprochen wird, für Innovation und Wohlstand direkte Verantwortung zu übernehmen. Vor wenigen Jahrzehnten erfolgte mit dem Neoliberalismus, der Reagenomic und dem Thatcherismus eine Neuorientierung, gegenwärtig deuten viele Indizien wieder ein Pendelumschwung an. Es gibt Bedingungen, bei denen der Staat effektiv ist und es gibt Bedingungen, bei denen der Markt effektiv ist. Staat und Mark als Institutionen folgen ihrer Eigenlogik und haben eigene Dynamik von Innovationen und Reformen. Es ist schön, wenn sich Kausalitäten einfach bestimmen lassen, leider muss dies dann nicht immer richtig sein.
Was sind die praktischen Unterschiede in der Betrachtungsweise?
In seiner Antwort auf Münchau schreibt Sinn, dass es die politische Macht von Banken und Anlegern in Japan war, die notwendige Reformen verschleppten. Das kann man so sehen. Warum reicht die politische Macht von einzelnen Gruppen aber einmal aus und das andere mal nicht? Warum gibt es so große Unterschiede in Wachstumsraten, zeitlich wie geographisch? Zufall? Chaos? Weil ungenügend auf Volkswirte gehört und die Medizin nicht rechtzeitig eingenommen wird?
Vielleicht. Plausibler erscheinen mir ein anderer Erklärungsansätze. Japan hatte eine gläserne Decke erreicht und ein Wachstumszyklus ging zu Ende. Für einen neuen Zyklus wären neoliberale und marktwirtschaftliche Reformen notwendig gewesen, deren institutionelle Anforderungen und das Verhältnis von Risiko und Nutzen zu hoch waren. Das nationale politische Gleichgewicht ist beeinflusst von der Einbettung der Volkswirtschaft in die Globalwirtschaft. Die Demographie spielt eine wichtige Rolle. Wachstum ist nicht alles, der Zusammenhalt und die Identität einer Gesellschaft sind immer wichtiger als das ungewisse Spiel mit schwer zu beherrschenden Marktkräften. Japans Entscheidung hat eine gewisse Logik und vielleicht nicht zufällig lassen sich mehr und mehr Analogien zwischen der japanischen und der europäischen Stagnation erkennen.
Ungeachtet der vielen Möglichkeiten, die Volkswirte zur Wohlstandsmehrung beitragen, Politik und Politikberatung ist nur eine von vielen Einflussfaktoren auf die Dynamik und das Wachstum einer Gesellschaft.
Referenzen:
Eine ausgezeichnete Darstellung des Beitrags von Volkswirten zur Wertschöpfung
Robert Litan: Trillion Dollar Economist: How Economist and their ideas have transformed Business. Wiley 2014. bei Amazon
Ricardo Hausmann, Lant Pritchett, Dani Rodrik erforschen Wachstums-zuwächse vom Jahr 1950 an und kommen zu dem Schluss, dass nur 14 % mit Liberalisierung im Zusammenhang gebracht werden können, also 86 % mit anderen Faktoren in Verbindung stehen.
Ricardo Hausmann, Lant Pritchett, Dani Rodrik: Growth Accelerations NBER Working Paper No. 10566
Bill Easterly und Steven Pennings untersuchten hier (PDF) den Einfluss von Staatsoberhäuptern auf das Wachstum, wobei dieser in Autokratien naturgemäß größer als in Demokratien ist. Die Ergebnisse von 50 Jahren und 100 Länder zeigen, dass nur 2 % des Wachstums durch Einzelpersonen erklärt werden kann und somit 98 % andere Faktoren entscheidend sind.
William Easterly and Steven Pennings. How much Do leaders Explain Growth? An Excercise in Growth Accounting. New York University. 10 January 2014
PS: Heiner Flassbeck nimmt sich ebenfalls das Verständnis der wirtschaftlichen Analyse von Sinn kritisch unter die Lupe. Exzellent geschrieben und ein Vergnügen zu lesen!
Donnerstag, 6. November 2014
Wieviel wiegt ein Kilogramm oder war die DDR ein Unrechtsstaat: je/nein/jein?
Die Diskussion um die Linken-Regierung in Thüringen hat einen interessantenVerlauf. Es geht darum, ob die DDR ein Unrechtsstaat war.
Die Ansichten können nicht unterschiedlicher sein.
Ja. Es bestand eine selbst propagierte Diktatur des Proletariats. Staat und Partei waren übermächtig und agierten außerhalb von Recht und Gesetz. Staatliche Willkür war an der Tagesordnung. An der Grenze wurde geschossen. Stimmt.
Nein. Bis zuletzt hielt ein breiter politischer Konsens. 90 % der Bevölkerung lebten ein Leben, ohne in Kontakt mit Staatssicherheit und direkten staatlichen Repressalien zu kommen. Die DDR war das Produkt eines verlorenen Krieges, verfügt nur über eingeschränkter Souveränität. Verhinderung von Krieg hat eine höhere Bedeutung als die Einschränkung von Bürgerrechten. Die DDR war ein Stützpfeiler der (friedlichen) Nachkriegsordnung, die international von allen Seiten (Helsinki - Akte) auch juristisch anerkannt war. Stimmt.
Kern der Diskussion ist nicht der Gegenstand selbst, sondern ein gesellschaftlichen Konsens über heutiges Tun und Lassen.
Es ist wie mit dem Gewicht von einem Kilogramm: Ein Kilogramm ist, was ich als ein Kilogramm bezeichne. Und da das Gewicht die wohl einzig verbleibende physikalische Größe, bei der es die größten Schwierigkeiten gibt, sie durch andere Naturgrößen zu definieren, wird sie weitestgehend aus sich selbst heraus bestimmt. Das Urkilo s
In der Politik setzt sich die Auffassung durch, dass die DDR ein Unrechtsstaat war. Von der Linke, nicht unähnlich dem Ablasshandel des Mittelalters (soviel verändert sich im Lauf der Zeit dann doch nicht), wird als Preis für die Macht Abbitte gefordert. Sie muss ein Stück ihrer Identität aufgeben, sich von der SED eindeutig distanzieren und die Vergangenheit in einem anderen Koordinatensystem betrachten. Ihre Möglichkeiten einer Deutungshoheit werden eingeschränkt. Sie wird, sozusagen, sozialisiert. In der Tat, man kann erwarten, dass die zukünftige Regierung pragmatisch sein wird und alles unternimmt, ihre Regierungsfähigkeit zu beweisen.
Dies wäre ein weiterer Schritt in der Entwicklung eines gesamtdeutschen Konsens und eine weitere Integration der Linken in die bundesdeutsche Politiklandschaft.
Die Diskussion wird schnell vergessen sein. Der Mohr hat seine Arbeit getan, er kann gehen.
Andere Fragen, wie der heutige Umgang mit offensichtlichen Unrechtsstaaten, bleiben natürlicherweise außen vor. Interessant wäre zum Beispiel die Rolle Saudi Arabiens im arabischen Raum. Er ist strategischer Partner des Westens, der für die globale Energieversorgung Verantwortung übernimmt. Dass verleiht seiner mittelalterlichen, theokratischen Regierungsform außerordentliche Legitimität und ist letztlich eine der Ursachen für das Zurückbleiben des arabischen gesamten Raums und damit des gegenwärtigen Chaoos. Kann jedem eine realistische Alternative zu dieser Art von Pragmatismus in der Stützung und Zusammenarbeit mit einem Unrechtsstaat aufzeigen?
In der Politik ist ein Kilogram mehr noch als in der Physik ein variable Größe.
Dienstag, 4. November 2014
Was ist gerechte Kompensation für Innovationen?
Es ist eine der grundlegenden und plausiblen Annahmen wirtschaftlichen Geschehens, dass das Risiko von Innovationen belohnt werden muss. Eine einfache Ursache, dass vorindustrielle Gesellschaften Wachstum im Promillebereich und darunter hatten, lag darin, dass der geschaffene Mehrwert so gering und der kritische Umfang an Innovationen zu einem sich selbst tragenden technologischen Durchbruch so groß war, dass sie immer wieder den Stabilität der Gesellschaften bedrohten. Zinsverbot, Kastendenken und strenge Regeln und Hierarchien waren das Gebot der Stunde.
Wie groß muss aber die gerechte Kompensation für Risiko heute sein? Es scheint sich um eine Naturgewalt zu handeln, dass im "Neuland" die Märkte nur für die Gewinner da sind. Gegen the-winners-take-all Märkte ist man machtlose. Da der Ausgang von Innovationen prinzipiell nicht vorhersehbar ist, wird Wirtschaft immer mehr zu einer Lotterie, bei der alle einzahlen und nur ganz wenige gewinnen. Es droht tendenziell, dass sich das Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzen auflöst und eine Leistungsgesellschaft ihrer Grundlage entzogen wird. Schon heute sind die Indizien plausibel, dass die soziale Differenzierung das Wachstum unterminiert. Hier ist eine der Urachsen, dass sich der Niedriglohnsektor verbreitert, der Mittelstand ausblutet und neopatriarchalische oder neofeudale Verhältnisse sich ausbreiten können, sowohl in den entwickelten Volkswirtschaften als auch im Rest der Welt.
Dietz Vollrath, ein Professor der Universität von Houston, hat in seinem Blog eine interessante Unterscheidung getroffen: Kompensation für Innovation ja, aber Kompensation für das Skalieren, noch dazu auf globaler Ebene, nein. Innovation gerade bei den schnell wachsenden Technologieunternehmen sind längst nicht mehr den nationalen Markt beschränkt. Es wird Zeit, dass die Gesetze von Neuland verstanden werden und man seine Auswüchse reguliert. Dies ist sowohl eine technologische wie auch eine politische Herausforderung. Ein erster Schritt ist es anzuerkennen, dass die märchenhaften Gewinne bei eher zufälligen Innovationen Ausdruck unzureichender Regulierung sind, und nicht das Resultat eines fairen Marktprozesses, wie oft der Anschein erweckt wird.
Dass ein solcher Paradigmenwechsel zum Einrichten eines wohnlichen Hauses in Neuland möglich ist, zeigt die Geschichte. Das industrielle Zeitalter begann mit dem Nutzen von globalen Möglichkeiten der Wertschöpfung, von attraktiven Atlantikhandel mit Sklaven bis hin zur Aufbesserung der britischen Staatskasse durch die Opiumkriege. Dies war Neuland für die damalige Zeit, neue Möglichkeiten der Reichtumsmehrung, die skrupellos genutzt wurden. Es war dann ein langer Weg zur Ächtung der Sklaverei - der Bürgerkrieg in den USA konsumierte 0.6 % der Bevölkerung - und dem Verbot des Drogenhandels. Erst in den letzten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, mehr als 100 Jahre nach dem Beginn der industriellen Revolution, begannen in England die Reallöhne zu wachsen und der Wohlstand erhielt eine breitere Basis. Nach zwei weiteren Weltkriegen begann die goldene Wachstumsphase der Nachkriegszeit und eine Jahrzehnte umfassende Periode der stabilen Wohlstandsmehrung.
Da ja jeder Vergleich hinkt, vielleicht geht es dieses Mal einige Jahrzehnte schneller?
Wie groß muss aber die gerechte Kompensation für Risiko heute sein? Es scheint sich um eine Naturgewalt zu handeln, dass im "Neuland" die Märkte nur für die Gewinner da sind. Gegen the-winners-take-all Märkte ist man machtlose. Da der Ausgang von Innovationen prinzipiell nicht vorhersehbar ist, wird Wirtschaft immer mehr zu einer Lotterie, bei der alle einzahlen und nur ganz wenige gewinnen. Es droht tendenziell, dass sich das Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzen auflöst und eine Leistungsgesellschaft ihrer Grundlage entzogen wird. Schon heute sind die Indizien plausibel, dass die soziale Differenzierung das Wachstum unterminiert. Hier ist eine der Urachsen, dass sich der Niedriglohnsektor verbreitert, der Mittelstand ausblutet und neopatriarchalische oder neofeudale Verhältnisse sich ausbreiten können, sowohl in den entwickelten Volkswirtschaften als auch im Rest der Welt.
Dietz Vollrath, ein Professor der Universität von Houston, hat in seinem Blog eine interessante Unterscheidung getroffen: Kompensation für Innovation ja, aber Kompensation für das Skalieren, noch dazu auf globaler Ebene, nein. Innovation gerade bei den schnell wachsenden Technologieunternehmen sind längst nicht mehr den nationalen Markt beschränkt. Es wird Zeit, dass die Gesetze von Neuland verstanden werden und man seine Auswüchse reguliert. Dies ist sowohl eine technologische wie auch eine politische Herausforderung. Ein erster Schritt ist es anzuerkennen, dass die märchenhaften Gewinne bei eher zufälligen Innovationen Ausdruck unzureichender Regulierung sind, und nicht das Resultat eines fairen Marktprozesses, wie oft der Anschein erweckt wird.
Dass ein solcher Paradigmenwechsel zum Einrichten eines wohnlichen Hauses in Neuland möglich ist, zeigt die Geschichte. Das industrielle Zeitalter begann mit dem Nutzen von globalen Möglichkeiten der Wertschöpfung, von attraktiven Atlantikhandel mit Sklaven bis hin zur Aufbesserung der britischen Staatskasse durch die Opiumkriege. Dies war Neuland für die damalige Zeit, neue Möglichkeiten der Reichtumsmehrung, die skrupellos genutzt wurden. Es war dann ein langer Weg zur Ächtung der Sklaverei - der Bürgerkrieg in den USA konsumierte 0.6 % der Bevölkerung - und dem Verbot des Drogenhandels. Erst in den letzten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, mehr als 100 Jahre nach dem Beginn der industriellen Revolution, begannen in England die Reallöhne zu wachsen und der Wohlstand erhielt eine breitere Basis. Nach zwei weiteren Weltkriegen begann die goldene Wachstumsphase der Nachkriegszeit und eine Jahrzehnte umfassende Periode der stabilen Wohlstandsmehrung.
Da ja jeder Vergleich hinkt, vielleicht geht es dieses Mal einige Jahrzehnte schneller?
Montag, 3. November 2014
Griechenland: Ein Lehrbuchbeispiel für fehlgeschlagene Strukturreformen
Der Aufstieg des Westens und des Kapitalusmus ging mit einer ersten Globalisierungswelle einher. Billige Rohstoffe und Absatzmärke finanzierten die technologischen Innovationen. Im Rest der Welt zerbrachen die bestehenden Institutionen, ohne dass an ihrer Stelle eine gleichwertige Alternative entstand. Diese Ungleichgewichte bestehen bis heute fort. Im Extremfall sind es zerfallende Staaten, bei denen Grundlagen eines Gemeinwesens nicht mehr erhalten werden können.
Ein Prozess, der sich bis heute wiederholt und von dem auch Europa nicht frei ist. Die Aufnahme Griechenlands in den Euroraum sollte Strukturreformen beschleunigen und die Kosten der Anpassung reduzieren. Das Gegenteil trat ein. Wie in einem Artikel der Foreign Affairs beschrieben, konservierte die Eliten das bestehende Herrschaftssystem und bluteten bestehende Institutionen aus. De facto trat staatlicher Zerfall ein, von dem sich Griechenland bis heute nicht erholt hat. Nur enorme Transferleistungen und umfangreiche technische Hilfestellungen konnten das Schlimmste verhindern.
Referenz:
Misrule of the Few. How the Oligarchs ruined Greece. Pavlos Eleftheriadis. Foreign Affairs. November/December Issue 2014.
Ein Prozess, der sich bis heute wiederholt und von dem auch Europa nicht frei ist. Die Aufnahme Griechenlands in den Euroraum sollte Strukturreformen beschleunigen und die Kosten der Anpassung reduzieren. Das Gegenteil trat ein. Wie in einem Artikel der Foreign Affairs beschrieben, konservierte die Eliten das bestehende Herrschaftssystem und bluteten bestehende Institutionen aus. De facto trat staatlicher Zerfall ein, von dem sich Griechenland bis heute nicht erholt hat. Nur enorme Transferleistungen und umfangreiche technische Hilfestellungen konnten das Schlimmste verhindern.
Referenz:
Misrule of the Few. How the Oligarchs ruined Greece. Pavlos Eleftheriadis. Foreign Affairs. November/December Issue 2014.
Sonntag, 2. November 2014
Innovationen, nicht Gier, sind eine der Ursachen der globalen Finanzkrise
Moralische Kategorien sind ein nützliches und effektives Instrument der politischen Mobilisierung, aber wenig geeignet für das Erkennen von makroökonomischen Trends. Bei der Beurteilung der globalen Finanzkrisis von 2008 wird viel mit Gier, Skrupellosigkeit und unberechtigter Bereicherung argumentiert.
So richtig dies bei der Beurteilung von Ekzessen ist, so unbefriedigend ist der Erklärungsansatz um herauszufinden, warum Bedingungen entstehen konnten, bei denen allgemeine menschliche Veranlagungen nicht eingedämmt und vom bestehenden Umfeld begrenzt wurden.
Izabella Kaminska weist in einer Buchrezension in FT Alphaville auf eine plausible Erklärung für die Finanzkrise 2008 hin: Es ist der technische Fortschritt, inbesondere die Verbreitung der Informationstechnologien, die die Märkte revolutionierte. Kredite wurden nicht mehr in der Bilanz gehalten, sondern konnten fast zum Nulltarif verbrieft und gehandelt werden. In einem Hase-und-Igel Spiel mit den staatlichen Aufsichtsbehörden entstand ein stetig wachsender Schattensektor, wobei die staatlich regulierten Märkte naturgemäß wirtschaftlich mehr und mehr ins Hintertreffen geriet.
Schließlich wurde eine kritische Größe erreicht, bei dem niemand mehr wusste, wo welche Risiken liegen. Zugleich hatte der Schattensektor einen Ausmaß erreicht, der die gesamte Volkswirtschaft in Haftung nehmen konnte. Mit dieser Verhandlungsmacht im Rücken war es letztlich nur eine technische Frage,
in welchem Umfang der reguliertMarkt und der Schattensektor vom Steuerzahler gerettet werden mußte. Nun steht der Schattensektor auf der Agenda der Politik und man kann davon ausgehen, dass in kleinen Schritten eine - zumindest partielle - Anpassung an die neuen technischen Möglichkeiten erfolgen wird. Durch die Verbindung mit der Staatsschuldenkrise und einer jahrzehntelangen Kreditzyklus verläuft
der Anpassungsprozess vorerst äußerst zähflüssig.
Mit anderen Worten, der Mechanismus unterscheidet sich nicht wesentlich von früheren Strukturanpassungen und von Blasenbildungen. Ein bestehendes Gleichgewicht gerät durch technische oder andere Innovationen aus dem Gleichgewicht. Diese Innovationen ermöglichen scheinbar die risikoarme Geldvermehrung. An einem bestimmten Punkt ist ein kritischer Umfang erreicht, der ein reibungsloses Funktionieren ermöglicht. Es sind nicht-lineare, expotentielle Prozesse. die lange unsichtbar bleiben und dann abrupt nicht mehr gemanagt werde können. Eine Krisis tritt ein, die einen längeren Anpassungsprozess notwendig macht.
Referenz:
http://ftalphaville.ft.com/2014/10/31/2025592/why-banking-got-out-of-control-in-the-digital-age/
Izabella Kaminska: Why banking get out of control in the digital age, FT Alphaville, Oct 31, 2014
So richtig dies bei der Beurteilung von Ekzessen ist, so unbefriedigend ist der Erklärungsansatz um herauszufinden, warum Bedingungen entstehen konnten, bei denen allgemeine menschliche Veranlagungen nicht eingedämmt und vom bestehenden Umfeld begrenzt wurden.
Izabella Kaminska weist in einer Buchrezension in FT Alphaville auf eine plausible Erklärung für die Finanzkrise 2008 hin: Es ist der technische Fortschritt, inbesondere die Verbreitung der Informationstechnologien, die die Märkte revolutionierte. Kredite wurden nicht mehr in der Bilanz gehalten, sondern konnten fast zum Nulltarif verbrieft und gehandelt werden. In einem Hase-und-Igel Spiel mit den staatlichen Aufsichtsbehörden entstand ein stetig wachsender Schattensektor, wobei die staatlich regulierten Märkte naturgemäß wirtschaftlich mehr und mehr ins Hintertreffen geriet.
Schließlich wurde eine kritische Größe erreicht, bei dem niemand mehr wusste, wo welche Risiken liegen. Zugleich hatte der Schattensektor einen Ausmaß erreicht, der die gesamte Volkswirtschaft in Haftung nehmen konnte. Mit dieser Verhandlungsmacht im Rücken war es letztlich nur eine technische Frage,
in welchem Umfang der reguliertMarkt und der Schattensektor vom Steuerzahler gerettet werden mußte. Nun steht der Schattensektor auf der Agenda der Politik und man kann davon ausgehen, dass in kleinen Schritten eine - zumindest partielle - Anpassung an die neuen technischen Möglichkeiten erfolgen wird. Durch die Verbindung mit der Staatsschuldenkrise und einer jahrzehntelangen Kreditzyklus verläuft
der Anpassungsprozess vorerst äußerst zähflüssig.
Mit anderen Worten, der Mechanismus unterscheidet sich nicht wesentlich von früheren Strukturanpassungen und von Blasenbildungen. Ein bestehendes Gleichgewicht gerät durch technische oder andere Innovationen aus dem Gleichgewicht. Diese Innovationen ermöglichen scheinbar die risikoarme Geldvermehrung. An einem bestimmten Punkt ist ein kritischer Umfang erreicht, der ein reibungsloses Funktionieren ermöglicht. Es sind nicht-lineare, expotentielle Prozesse. die lange unsichtbar bleiben und dann abrupt nicht mehr gemanagt werde können. Eine Krisis tritt ein, die einen längeren Anpassungsprozess notwendig macht.
Referenz:
http://ftalphaville.ft.com/2014/10/31/2025592/why-banking-got-out-of-control-in-the-digital-age/
Izabella Kaminska: Why banking get out of control in the digital age, FT Alphaville, Oct 31, 2014
Samstag, 1. November 2014
Chimäre ökonomische Konvergenz
Eines der weit verbreiteten Mythen ist die ökonomische Konvergenz. Aufholende Staaten haben es einfacher und können schneller und einfacher den wirtschaftlichen Entwicklungsstand der vorauseilenden Nationen erreichen. Dies betrifft das Verhältnis in der Globalwirtschaft, scheinbar untersetzt durch den Aufstieg der Emerging Economies, darauf fußt der europäische Einigungsprozess und dies gilt auch für die deutsche Wiedervereingiung.
Allein, die Fakten sprechen eine andere Sprache. Seit 250 Jahren halten die sich wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den Staaten. Es gab nur einen Wechsel an der Spitze, vom Inselstaat England zu den USA. Seitdem hat sich die Art und Weise der Ausübung wirtschaftlicher, politischer und auch militärischer Führung geändert, nicht aber die Hierarchie selbst. Ja, es gab relative Veränderungen unterhalb der Spitze, verursacht durch Glück, wechselnde Warenströme und technologische Schocks, mehr nicht. Zuletzt waren die USA der Auslöser der größten Wirtschaftskrise seit 80 Jahren - und die FED und die Finanzmarktregulierung haben an Bedeutung eine neue Dimensionen erreicht.
Ähnliches gilt für den Europäischen Einigungsprozess. Nach der Einführung des Euro eine Annäherung, die nun wieder der ungewollten deutschen Dominanz weicht.
Dies gilt auch für den deutschen Einigungsprozess, wie eine Publikation des ifo-Instituts Dresden dokumentiert (www.ifo-dresden.de 5/2014): Es gibt keine wirkliche wirtschaftliche Annäherung. Richtiger wäre es zu sagen, dass Ost- wie Westdeutschland sich seit der Vereinigung parallel entwickelt haben. Die wirtschaftlichen Unterschiede verharren bei 20 - 30 % und es gibt gegenwärtig auch keinen Trend, der dem entgegenwirken könnte. Formell hatte die ehemalige DDR die besten Bedingungen für einen Aufholprozess: institutionelle Stabilität, Rechtssystem, Managementkapazitäten, Finanzen, Demokratie, Menschenrechte - man könnte alle bekannten Rezepte der wirtschaftlichen Entwicklung durchdeklinieren. Es kam anders. Deutschland als Wirtschaftsbegebiet zählt. Die Unterschiede sind politisch nicht mehr relevant (oder nur wenig relevant). Mit Unterschieden im wirtschaftlichen Leistungsvermögen kann ein Land leben. Und Ostdeutschland hat - nach Berücksichtigung der unterschiedlichen Leistungskraft - seine Industriekerne, Wachstumsinseln und Tourismusgebiete. Mehr
Referenz:
Joachim Ragnitz: 25 Jahre nach dem Mauerfall. Zum Stand der Deutschen Einheit. www.ifo-dresden.de 5/2014.
Freitag, 8. August 2014
Schottland zahlt seit 300 Jahren für eine verlorene Finanzspekulation
Eine volkswirtschaftliche Fehlinvestition bei der Erschließung Amerikas hat die Unabhängigkeit 1707 gekostet, eine Ironie der Geschichte, über die selbst Wikipedia nicht sehr aussagefreudig ist.
Es ist eine Mahnung, dass Volkswirtschaften, wie Unternehmen, zu riskant und innovativ handeln können und damit Wunden schlagen, die auch nach 300 Jahren nicht vollständig heilen.
Natürlich ist die Abtrennung volkswirtschaftlicher Selbstmord, schon allein das Referendum ist eine Provokation und wird von London - wahrscheinlich zu recht - nicht ernst genommen.
Es ist ein klassisches Lehrbuchbeispiel, wie man es mit Investitionen, Marktorientierung und dem Nutzen von Chancen nicht übertreiben soll. Rechnungen flattern noch nach 300 Jahre später ein! Analogien zur deutschen Energiewende bestehen natürlich nicht.
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Montag, 28. Juli 2014
Planning the post-Putin era
How the Ukrainian crisis might
look like in five years? We look at performance and identify most-probable growth
trajectories for the EU, Russia and the Ukraine, analyze drivers, the internal
logic of change and the influence of global trends when good or bad political
decision-making by the involved parties disappears.
Problem description
The current situation around Ukraine is a mess. The seizure of Crimea
was the first time since World War II that a nation in Europe had engaged in
territorial conquest. Ukraine’s democratic and market orientation is challenged
by loss of territory and struggles to gain control over separatist area. Russia
counteracts a perceived threat of Western influence, democracy, rule of law, and
NATO enlargement. The possibility emerged of a permanent zone of conflict in eastern
Ukraine (King). The West, acting
in the best attention in offering support, is involved in a geopolitical
struggle. It imposed limited sanctions on Russia with the fear that the new cold war with the West could
warm up considerably.
Despite the context of growing global confrontation between political powers,
the situation took all parties by surprise. The entire existing fabric of
international relations is under scrutiny, not last because of the impact on
confidence and valuations, and just general uncertainty (Posner). Differences in worldviews and
economic trends have transformed into an open conflict, where the West and
Russia are testing each other. The default lines serve the whole political
spectrum: the values of an open society and traditional values in the interpretation
of a petrol state; between demonization of Russia as a policy or an alibi for
an absence of it (Kissinger); between Western universalism and national
identity; between post-Cold War triumphalism and the lack of resources or
mandate to police the World; between the Western support for democratic change
in Ukraine and the lack of an EU membership perspective, to name a few.
It is an asymmetric situation. On the one hand, GDP of the US and EU is
respectively 9 and 10 times bigger than of Russia. Russia’s total foreign debt
is almost twice its international currency reserve, creating vulnerabilities. Russia’s
dependency on the export pipelines, demographic decline, widespread corruption,
incompetent administrations, regional disparities, as well as coming obsolesce
of its nuclear material dwarf the challenges faced by the US and Europe. There
is no real military threat to NATO members. During a meeting of the
International Monetary Fund in Washington the question was asked: “Do we really
want to destroy Russia that fast.” (Aslund 2014).
On the other
hand, one should be aware of the perils of Russia’s retaliation. The West needs Russia’s
cooperation for strategic and geopolitical problem solving in Iran, Syria and
Afghanistan, to ensure EU’s uninterrupted gas supply (Granville), from fighting terrorism to arms control to
climate change. Russia has many levers to influence the future of Ukraine and
is capable of exploiting Ukraine’s challenges and political fragmentation by
different means and ways. Additionally, if Ukraine’s West integration is a
policy goal, cooperation with Russia lowers the restructuring cost or might
even not possible without it.
How to makes sense of the current situation? What are the long-term
consequences that Ukraine became the de facto linchpin of Europe’s geopolitical
equilibrium? In order to gain a more differentiated understanding, one might
wish to look five years ahead where the influence of current good and bad political
decision-making disappears while economic and political megatrends prevail.
EU
The worst may be over, but the EU is still in the midst of an
outstanding historic experiment about a new balance of national states and
supranational institutions. As often in major innovative undertakings, preliminary
results are disappointing. The EU GDP is below its 2007 figure. Unemployment
remains at a staggering 11.6 %. In Germany, the EU’s economic powerhouse, real
wages are mostly stagnating during the last 15 years. Deflation in the Southern
periphery worsens the structural adaptation process, the ongoing large-scale
austerity challenges democracy and political stability. The Euro-zone member
Greece has lost 25 per cent of its GDP without the perspective of recovering it
in the near future, which is unprecedented for a developed Western country. The
EU lacks shale gas and oil discoveries, which helped the US economy to achieve
“escape velocity” from the Great recession. Comparisons are always risky, but the
shadow of the global financial crisis from 2008 as well as the finding of the
new institutional equilibrium shares patterns with the transformation process
of Eastern Europe and former Soviet Union countries after the fall of the
Berlin wall from a planned economy to a market-oriented economy that consumed growth
for 10 years or more.
The ongoing internal restructuring process influences the possibilities
to project power to EU’s neighbourhood.
EU is divided on long-term issues by competing readings of current
events and trends. Lacking political will and economic resources, bureaucratic
dilatoriness and subordination of the strategic element to domestic politics
does not help to speak consistently with one voice. The EU enlargement process
in the Balkans came to a still stand in 2013 and is under threat. The EU Mediterranean
trade and cooperation agreements show disappointing results. To the East, the
EU did not offer EU membership, a proven, but demanding instrument for enlarging
the Western sphere of influence. The EU – Ukraine Association Agreement, signed
on 27 June 2014, is a low-cost, low-impact replacement.
However, when all other options have been tried out, the learning curve
of nations and elites will encounter a turning point for a sustainable
political compromise that might include, for example, the use of Eurobonds as one
of the many minefields in the current political negotiation process. If history
is a guide, it is most probably that the EU will re-enter a growth trajectory in
the next five years. The new equilibrium might not reflect the optimism of the
Lisbon Agenda from the year 2000 to become the most competitive region through
a knowledge-based economy. But it might be sufficient for a stronger commitment
to common defence, energy policy and contingency planning. More resources and
political attention will be available for large-scale initiatives in order to shape
EU’s periphery.
Russia
Russia had the best era in its history full of drama and turmoil, a Golden
age of prosperity and stability. Growth rates from 1998 – 2008 were 7 per cent.
Measured in constant (2009) roubles, data indicate that the economy-wide
average wage tripled from about 6,700 roubles per month in 2000 to over 19,000
in 2008 (Rosstat). Because of the appreciation of the rouble, real income per capita
in current US dollars increased tenfold. GDP per capita narrowed to the upper
half of the OECD. Total GDP set off from a dismal 271 billion USD in 1998 to 2
trillion USD in 2012 (IMF). The benefits of growth trickled down to all parts
of Russian society. This performance shaped self-confidence of the population
and legitimacy of the elites.
A more detailed narrative tells a controversial story about these
impressive figures. Ian Morris calls it the “paradox of development, “ and Mark
Elvin the “high-level equilibrium trap”: When a country thinks it is in a
golden age, it stops focusing on progress.
Russia is still within a century-long wave-like development pattern of oscillation
between external-induced shock therapy and inward turning, leaving a legacy of
ambivalence towards modernity. The beginnings of the particular eras are
personalized with their rulers: Peter and Catharina the Great, Alexander II of
Russia and Lenin. The socialist revolution was nurtured from the gap between
West’s advancement and Russia’s limited industrialization within a huge
territory. A trade-off between the need of market and civil-society
institutions versus economic growth allowed super power status, an arms race
and an ideological confrontation with the rest of the world. After 70 years,
the modernization impulse was exhausted and the Soviet Union has imploded
beyond repair.
Jelzin started in 1991 a new cycle with a trial-and-error phase of
ambitious market-oriented and democratic reforms. The objective was to set up
the missing institutions and capacities, necessary to modernize the country and
compete in global markets. The societal cost of these demanding institutional
innovations were high: loss of national identify, demographic collapse, hardships
of economic restructuring and social misery. The Russian default of 1998
demonstrated the extent to which the entire social edifice was overstretched by
the challenges of modernity.
Putin’s reign of 1999 started as a turning point towards consolidation
within this cycle. Unfortunately,
relief came also by a parallel global commodity boom. Due to the outstanding
cost-benefit profile, incentives favoured the integration of the inherited
resource-intensive economy into world markets. As a pathway to a dual economy,
any activity other than exporting commodities was not profitable or perceived
as not profitable. Russia developed some high-value activities outside the
country. London- named Londongrad by the oligarchs’ -became a centre for
serving Russia’s needs in IPOs, business dispute settling and financial
engineering with the value of transactions reaching 100 billion USD a year. It is
estimated that the oil and gas rent reached about 30 per cent of Russia’s GDP.
Many companies took debts abroad, larger than their market capitalization.
The governing elite, increasingly
consisting of former KGB and military with their particular worldviews,
exploited the results of the fortuitous set of circumstances and vindicated
blind eyes to corruption and increasing dependency on hydrocarbon extractions. Russia’s
economic modernization was limited to islands consisting of export pipelines,
retail and consumption, and stayed ossified und inefficient, with disappointing
investments in human capital and a deteriorating physical infrastructure.
With the fast-economy growing fast, incentives for following on Jelzin’s
risky and demanding path of structural, institutional and social reforms were
lost. After “low hanging fruit” of basic economic reform and prudent
macroeconomic policies were picked up, the reform process slowed down in the
face of popular indifference, bureaucratic inertia, and political resistance
and manoeuvring. Missing institutional constrains similar
to those in Australia or Norway, the Dutch disease and the resource curse
worked their way. After 2000 structural reforms stopped by and large. While
becoming richer, the country missed the chance to exploit windfalls to move up
the global value chain.
Growth slowed down before the financial crisis of 2008 as an indication
that Russia’s business model exhausted itself again. (When this happened in the
1970-ies, the Soviet Union started to export commodities, delaying change for
many years.) The leadership did what it could to encourage change without
addressing the underlying systemic problems of the post-Soviet state-let style
of development. The list of failed initiatives to generate momentum from Russia’s
newly-won soft and hard power is frustratingly long: the German-Russian
partnership for modernization in 2008, the use of state-owned Gasprom as an
instrument of foreign policy, the new-built town of Skolkovo as the Russian
respond to the Silicon Valley, the Eurasian Union as a challenger to European Union
for global influence (Beauchamp), the
Collective Security Treaty Organization as a counterweight to NATO, an attempt
to copy the US government that made huge investments in the development of
nanotechnology in the 1990s (Block and Keller, 2011), a state program to enter
the global aviation market, and other unsuccessful attempts to approach the
technological frontier besides defence and aerospace. Billions were spent, but the
declared results not achieved.
Sadly, as a downside of a “managed democracy”, Russia does not have an institutional
landscape as in advanced Western democracies for a smooth replacement of the
governing elite. The protests in December 2012 by urban middle-class dweller were
brought under control, but proved the possibility of a regime change from the
bottom. In order to strengthen legitimacy, Russia’s “securocratic” regime moved
to the right and switched public attention beyond economic growth. In a kind of
delayed reaction to the collapse of the Soviet Union in 1991 and skilfully
exploiting the fragile national identity after the traumatic loss of superpower
status, Putin promoted the vision of neo-Soviet authoritarian empire. From now
on, the regime relied increasingly on nationalism, positioned Russia as a moral
superior defender of conservative values and, recently, started a populist
media campaign against Ukraine’s Euromaidan.
In the wake of Crimea’s annexation, President Putin gained approval
ratings of up to 86 per cent (Bowen). At the same time, the economic results of
Putin’s statecraft went into the negative: “Putin’s seizure of Crimea has weakened the
Russian economy, led to China getting a bargain gas deal, revived NATO, spurred
Europe to start ending its addiction to Russian gas and begun a debate across
Europe about increasing defence spending”(Friedman).
Russia follows its own logic of historic development. As many times before,
the country is on the eve of a new development cycle. The current national political
equilibrium in support of Putin’s time in power is not stable at all. We are on
the eve of the end of Putin’s era. A window of opportunities will open, where the
cooperation with the West for identifying new opportunities will be
appreciated. The success and deepness of these upcoming reforms will define
Russia’s development trajectory for a decade and more. Latest in five years,
Russia will be a very different country.
Ukraine
Ukraine
While Poland and Russia started the transition process with almost a
similar GDP per capita as the Ukraine, they are now 2 and 3 times richer. Before
the crisis, the outlook of leading experts was positive. “Ukraine is a
competitive authoritarian regime, more pluralistic than those of Russia,
Kazakhstan or Belarus” (Ishenko) and Ukraine is “an oligarchy about to break
down into a democracy” (Aslund 2007:279). Why is the Ukraine now then near the
bottom of transition country league tables, has the most energy inefficient
economy, is riddled with unprecedented corruption and state failure?
A reason might be the consistently bad political decisions over the
last two decades (Ash). For supply-siders, the underlying rational is the
failure to push through reforms. Others maintain that Ukraine is located in the
no-mans land between two economic regions and fails to capitalize on size. Lacking
valuable natural resources, business opportunities and favourable
bio-geography, Ukraine might just have bad luck. We investigate in more detail the
influence of two factors, state building and the emergence of an adequate
growth model, which might have contributed to the current state of affairs.
The challenge of state and nation building: The economist Alfred Marshall remarked in 1919: “The
state is the most precious of human possessions and no care can be too great to
be spent on enabling it to do its work in the best way.” As the rule of
the thumb, it counts for 50 per cent of difference in GDP per head (Diamond).
Ukraine has been independent for only 23 years with some historic roots before
the 14th century. Furthermore, the Ukrainian territory is
heterogeneous. The west of the Ukraine is largely Catholic, speaks Ukrainian, was
part of the Habsburg monarchy and has had a century-long strong orientation towards
the West. Economically it is dominated by agriculture with low productivity and
high unemployment. The East is largely Russian Orthodox. As an industrial
heartland of the former Soviet Union, it has outdated technology, depends on
subsidizes, but still has above average value creation and export activities. Its
foreign orientation is mainly towards Russia, following historic, cultural, mental
and economic links.
Periodic turmoil and deep-seated fragmentation of the society might be
an indicator that the elites are challenged by the Westphalian sovereignty,
granted in 1991, and some elements of formal or juridical sovereignty are still
significant (Jackson). Considering the conflict-ridden European history in the Middle
Ages and the civil wars in the Balkan in the 1990-ies, Ukraine might be still
perceived as a country on its way from a sum of regions to a nation. The
implications are higher transaction costs and lower social capital. In a classic case of negative externalities, the
localized costs of suboptimal behaviour - the ones one might expect to be
internalized - fall well short of the overall national costs, contributing to
elite capture and corruption. Consequently, spill over effects of tensions
and loss of confidence contribute to lower outcomes, and higher risks of change
for the years to come.
Indeed, we are beginning to understand nation building, including the
identification of triggers that results in entering a sustainable modernization
path. During the last decade, the international community has invested
trillions of USD in Iraq and Afghanistan, that is comparable with the total of
official development assistance since World War II and exceeds many time the
GDP of the beneficiary countries. The focus was often on democratic skills and
institution, civic participation, and good governance. The US alone invested
US$ 5 billion (2,8 per cent of annual GDP) in Ukraine (Neuland). Of course, these are important wealth-enhancing
arrangements, but their perception as a precondition for economic growth is a
recent phenomenon. Historically, democratization often followed growth. In the
US during its revolution, in Germany after World War II and in South Korea
during the 1980-ies, the political consensus turned in favour of democratic and
inclusive institutions because of economic incentives, not vice versa. Contrary
to common economic textbooks, China’s successful reforms were the results of a bottom-up
process of intensive institutional trial and error on local and regional levels
(Rodrik 2007: 92). The Singaporean consensus, for example, promotes public
housing, academic meritocracy, elite governance and primacy of growth as one of
many alternatives to the Washington consensus that stills dominate
international institutions. Little is understood about what is correlation and
what is causation.
Identifying a sustainable growth trajectory. Every country has
a growth model that embeds the national economy in competitive global markets
and positions it in the global value creation pyramid. For more than 100 years the
US is at the top as the “indispensable” start-up nation, creating an asymmetric
equilibrium with the rest of the world (Acemoglu). With high costs, it defines by
and large the global technological frontier and innovates value chains,
corporate business models and institutions that diffuse to the rest of the
world, either immediately, or throughout many decades. Germany found a
lucrative global niche in the middle-technology segment by combining high-tech technologies
with traditional metal. Competitive medium-sized companies, the Hidden
Champions of the Mittelstand, lead the manufacture sector. China captured on technological
breakthroughs in transport and communication, a massive capital inflow of $ 1
trillion in foreign direct investment since 1992 and unimpeded access to
Western consumer markets. Its labour-intensive and export-led model redefined
global division of labour and made it the manufacturer of the world. On a lower
scale, India became the office of the world. The new EU accession states prospered
due to their integration into a single market as a provider of qualified, low-cost
labour in exchange to subsidies, direct investment, know-how and a stable institutional
landscape.
Identification of an appropriate growth model for the Ukraine faces a
most complicated mix of challenges and opportunities. As a complexity analysis
shows (Escobaria 2014), Ukraine exports machines and equipment to Russia and
low-value agriculture products (soybeans, honey) and commodities (metal and
steel) to the West. This is an unfavourable situation because - all other
things being equal - the amount of structural change and investment is higher
than in other countries.
Thus, an increase in Ukraine’s export of agricultural products requires
investments investment and capacities for providing the regulatory, legal and
other frameworks. On the one hand, Ukraine’s natural conditions are above
average as the territory is mostly covered by fertile black dirt, has a
favourable climate and demand occurs from the nearby world’s largest economic
region. But in a classical hen and egg problem, the critical point is a long
way away from providing the required state capacities, the necessary smart
public investment in market creation and, eventually, a business environment
that is enabling, stable, predictable, free of corruption and attractive for
national and foreign capital.
There is no demand on Western markets for Ukraine’s machines and
equipment. Foreign (Western) investment might be hampered by the close link of
the sector with Russia’s defence industry.
Ukraine’s Eastern industrial heartland, particularly the Donbass basin
with its old-fashioned energy-intensive coal and steel industry, needs
investment, new management and, particularly, energy-saving technology. The
experience of the US and EU in restructuring heavy industry and mining clusters
does not give cause for optimism. Wallonia, the first industrialized part of
continental Europe, is underperforming and might be forced into independence by
the richer parts of Belgium. Some towns in Germany’s Rhine basin are in worse
shape than socialist-ridden Eastern Germany. The US rust belt is still the
synonym for economic decline, population loss and decay. In all these cases,
drivers of growth switched and costs of restructuring exceeded new value
creation. Consequently and with mixed success, the focus moved on managing the
transition to knowledge-intensive activities, outsourcing, downsizing,
“factoryless” manufacturing and deindustrialization. As a result, not the West,
but investment-led and environmental-intensive China counts today nearly for half
the world’s steel and other low-value commodities. For Ukraine, the search is out for an appropriate niche in
the global market place that stops the relative fall in its economic dynamic.
The EU – Ukraine Association Agreement has offered a long-term
development perspective, but is not a short-term game changer. Ukraine might be
in a situation like Greece that lucks a sizable export potential and trade
competitiveness. It is therefore no surprise that austerity and structural
reforms add to a painfully slow process of harnessing the advantages from a
single market. A similar example provides Mexico. It achieved on average growth
rates of less than 2 per cent per capita after signing the North American Free
Trade Agreement (NAFTA) in 1994, which is low by emerging-economy standards.
Mario Draghi, the ECB’s president, raised the following concerns in regard to
EU’s Southern periphery: “Each economy has to stand on its own feet. It has to
be productive and competitive enough to benefit from the opportunities afforded
by the Single Market” (Draghi). Eventually, the EU will find a mechanism for dealing
with its periphery, an advantage that Ukraine does not have.
Summarizing the situation, Ukraine will need time to recover from the
current shocks. It is faced with a dilemma of multiple crisis and the needs of
demanding structural reforms. Significant risks remain for institutional
overstretch and instability. Some indices of state failure do not disappear.
The country has to balance the inherent trade-off between short-term costs and
long-term benefits.
On a geopolitical and strategic level, the options of the West to frame
these efforts might be reduced to two options. One policy is the focus on stability
and macroeconomic stimulus (Gros, Summer,
Gorodnichenko). The decline of GDP of more than 7 per cent for this year
should be offset by financial and technical assistance of the broader
international community. One might remember that the containment doctrine
during Cold War included strategic support to frontline states like South Korea
and Taiwan that triggered high growth rates. History does not repeat, political
and technological circumstances are very different today. Ukraine competes with
other geopolitical problems for resources and political attention, such as the
aftermath of Arab spring, the emergence of the ISIS-state, a violent Bosnia,
the Middle East conflict, and more. Nevertheless, the amount and conditions of investment
test the political commitment of the West to support democratic change in
Ukraine.
The other option, which is currently implemented, is support in
exchange to a reform package with focus on structural reforms, fiscal
stabilization and spending cuts. Ukraine will receive amounts up to $ 27
billion (15 per cent of annual GDP) over the next two years that covers
reported financial needs of the government (Erlanger).
The IMF program intends to float the Ukraine currency, remove energy
subsidises, raise taxes and freeze minimum wages. At least in the short-term,
this will contribute to a substantial economic contraction and political instability.
In our best guess, in five years a realistic scenario for Ukraine is a recovery
from the current crisis, a durable cooperation with Russia and the emergence of
the outlines fora sustainable growth model with a higher value proposition.
Recommendation and Conclusion
Based on these considerations we reach some conclusion:
1. De-escalate. Russia overplays its
cards, but has the advantage of an asymmetric player. Low-scale confrontation
prolongs Putin’s political life cycle; hard sanctions will hurt not only the
Russian economy. The leitmotif should be the art of muddling through in order
to achieve normalcy. Compromises are needed in the best traditions of
realpolitik.
2. Prepare for a window of opportunity in Russia. The implosion
of the Soviet Union took the West by surprise and there was no experience in of
moving from a planned economy to a market economy. Today the situation differs.
It would be a mistake to take current events by face value and assume historic linearity.
3. Stabilize the Ukrainian state. The political stalemate
between the West and Russia is a contributing factor to the disorder in
Ukraine. Russia cannot offer a long-term growth perspective; the West still copes
with the aftermath of the global recession and looks inwards. Ukraine needs stability,
time and resources for a trial-and-error process that encourages nation
building and the identification of a suitable growth model.
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