John Maynard Keynes

The analysis was in terms of a single national economy. What is desperately needed now is a rewrite in terms of the world economy." (John Maynard Keynes's General Theory of Employment, Interest and Money, 1936)

Mittwoch, 26. März 2014

Die Energiewende als das Entstehen und Scheitern einer volkswirtschaftlichen Innovation


Warum tut sich Deutschland eine Energiewende an? Besteht eine plausible wirtschaftliche Erklärung für den global einmaligen breiten politischen Konsens? 

Wir stellen die Hypothese auf, dass die Energiewende eine volkswirtschaftliche Innovation ist, die den Stärken des deutschen Wirtschaftsmodells und seiner globalen Einbettung entspricht. Das Ziel ist die nachhaltige Stärkung der globalen Wettbewerbsfähigkeit im mittleren technologischen Segment. 

Der politische Konsens ist eine kritische Mobilitätsressource für das Management der Schnittstelle von Staat und Markt mit nur einem mittelbaren Bezug zum weltweiten Klimageschehen und dem Übergang zu einem kohlenstoffarmen globalen Wirtschaftsmodell. 

Aufgrund eines ausbleibenden technologischen Durchbruchs bei den Speichertechnologien ist das Scheitern der Energiewende absehbar. Die Kosten bewegen sich in vergleichsweise moderaten volkswirtschaftlichen Größenordnungen. 
 
Es gilt, die Lehren der Energiewende als ein volkswirtschaftliches Experiment zu ziehen und für weitere institutionelle Innovationen im globalen Wettbewerb zu nutzen.



Inhalt

 Anliegen

Aufstieg und Fall des kohlenstoffbasierten Weltwirtschaftsmodells 

Die optimale Geschwindigkeit der Dekarbonisierung

Warum initiierte Deutschland eine Energiewende? 

Deutschland kann sich das Scheitern der Energiewende leisten

Ausblick  



Anliegen
Das Ziel der Energiewende ist die Förderung Erneuerbaren Energien (EE) wie Windkraft, Sonnenenergie, Biomasse, Erdwärme. Durch die im Erneuerbaren Energiegesetz (EEG) garantierte Einspeisevergütung als Eckpfeiler der Energiewende soll der Anteil der EE an der Stromversorgung bis 2025 auf 40 bis 45 Prozent und bis 2035 auf 55 bis 60 Prozent gesteigert werden.

Die Logik hinter der Energiewende ist auf den ersten Blick bestechend: Deutschland übernimmt eine Vorreiterrolle bei der innovativen Umgestaltung seiner nationalen Energieversorgung. Dies dient dem Klimaschutz, der Schonung knapper Ressourcen und der Wertschöpfung vor Ort. Mit dem Übergang zu erneuerbaren Energien schafft Deutschland ein öffentliches globales Gut, dass die Transformation zur Dekarbonisierung des globalen Wirtschaftssystems beschleunigt. Ökologische, soziale und wirtschaftliche Innovationen stützen sich auf einen breiten politischen Konsens und verstärken sich gegenseitig. Erste Erfolge bestätigen den eingeschlagenen Kurs. Im Strombereich lag der Anteil der EE im Jahr 2012 bei 23,4 Prozent und stieg im letzten Jahr auf 24,7 Prozent.

Aber der Einfluss Deutschlands auf den CO2-Ausstoß wie auch der Atomausstieg ist global fast ohne Bedeutung, zumal beim Primärenergiebedarf. Allein China plant, bis zum Jahr 2015 die Kohlekapazitäten um 860 Millionen Tonnen zu erhöhen, mehr als die gesamte deutsche Kohleproduktion. 

Die klimapolitischen und sozialen Argumente für eine deutsche Insellösung sind nicht überzeugend. Ungleich wichtiger sind die wirtschaftlichen Signalwirkungen. Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel sieht als Ziel der Energiewende den Gewinn von Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Ländern.[1]

Nun zeigt sich, dass die Energiewende an der technischen Machbarkeit scheitert. Das wichtigste Hemmnis sind unzureichende Speichermöglichkeiten der volatilen Windkraft und Sonnenenergie (Präsentation Ifo-Institut). Kapazitäten zur Stromgewinnung aus fossilen Energieträgern, die teilweise nur 200 Stunden im Jahr im Einsatz sind, müssen vorgehalten werden. Diese zusätzlichen Kapazitäten, zusammen mit einer höheren Komplexität des Gesamtsystems, führen zu einem Wettbewerbsnachteil, der nicht durch andere Lösungen (Smart Grid, Einsparung, Speicherung, Nachfrageoptimierung, europäische Einbettung) kompensiert werden kann. Der Think Tank Agora plant unwahrscheinliche, aber auch "nicht unmögliche" Kostensenkungen bei der Energiespeicherung von 80 Prozent. Optimistische Szenarien für die Zukunft, wie in der  Greenpeace Studie Power 2030. A European Grid for ¾ renewable electricity by 2030) gehen von technologischen Sprüngen aus, wie die kosteneffektive Speicherung von 20 % der Solarenergie.

Eine Vielzahl von Studien weist auf diese Widersprüche der Energiewende hin (u.a. Deutsche Physikalische Gesellschaft (2010), Weltenergierat (2011), Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (2013), Monopolkommission (2013). Das Institutes der deutschen Wirtschaft sieht das EEG als eine national wirksame Zusatzbelastung, die einen Wettbewerbsnachteil im Vergleich mit Anbietern in Drittländern und anderen Mitgliedsstaaten begründet. Eine vom Bundestag eingesetzte Expertenkommission schlussfolgert, dass „das EEG weder ein effizientes Instrument für den Klimaschutz ist noch eine messbare Innovationswirkung entfaltet (Seite 52)“.

Die Risse des politischen Konsensus über den Sinn der Energiewende vertiefen sich. Dazu gehört der politische Widerstand von Bürgerinitiativen gegen Infrastrukturmaß­nah­men wie Stromtrassen und Pumpwasserspeicher, das EU-Verfahren gegen die EEG-Umlage und die wachsenden Kosten. In der Tat, die direkten Subventionen für grüne Energie betrugen im letzten Jahr rund 22 Milliarden. Die vier Großanbieter haben einen dreistelligen Milliardenbetrag an Börsenwert verloren und ihr Markt wird sich laut einer Studie der Citibank halbieren. Die Gesamtkosten der Energiewende bis Ende der dreißiger Jahre werden auf bis zu 1000 Milliarden Euro geschätzt, davon 680 Milliarden als Zusagen für Einspeisevergütungen bis 2022.

Dennoch, eine Abkehr von der Energiewende ist derzeitig nicht in Sicht. Wie die Eckpunkte für die Reform des EEG 2.0 zeigen, plant die Bundesregierung eine Neuordnung der Förderung. Zumindest für die laufende Legislaturperiode ist mit einer Abkehr von der Energiewende nicht zu rechnen. 

In folgenden Essay wird das Entstehen und Scheitern der deutschen Energiewende als eine rationale volkswirtschaftliche Innovation in einem geostrategischen Kontext untersucht.


Aufstieg und Fall des kohlenstoffbasierten Weltwirtschaftsmodells

Die Energiewende ist eine dramatische Zäsur im Wirtschaftsgeschehen. Mit dem Umstieg auf Erneuerbare Energien wird ein Wachstumspfad verlassen, der seit 250 Jahren für das wirtschaftliche Geschehen prägend ist. Wir müssen in die Geschichte zurückblicken, um die Dimension dieses Wandels sowie seine Triebkräfte zu verstehen.

Die Erschließung von Kohlevorkommen im 18. Jahrhundert erlaubte das Wachstum von Städten. Dass England über die europaweit billigsten Energieträger verfügte, war ein kritischer Faktor für den Durchbruch zur industriellen Revolution. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts setzte mit der Nutzung von Erdöl und später Erdgas ein weiterer globaler Wohlstandsschub ein. Der neue Treibstoff ersetzte die verschwindende Ressource Walöl und den Hafermotor, die Pferdewirtschaft, die einen wichtigen Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche benötigte.

Öl und Gas hatten ursprünglich einen Erntefaktor (Return on Energy invested) von bis zu 1200 und sie sind universell als Energiequelle, Treib- und Rohstoff einsetzbar. Sie verbilligten Wachstum, die industrielle Produktionsweise verbreitete sich global. Bis heute besteht eine enge Korrelation zwischen Wachstum und billigen Energieträgern. So beziffert der IWF, dass eine Erhöhung des Ölpreises um 10 %  das globale Wachstum um 0.2- 0.3 % des globalen BIP niedriger ausfallen lässt. Viele Staaten bedienen sich dieser einfachen Arithmetik, um ihren Wohlstand zu steigern und unterstützen die Nutzung fossiler Energieträgern. Nach Angaben des IMF betragen die direkten Subventionen 480 Milliarden, die indirekten Subventionen 1.900 Milliarden, mehr als 2 % des globalen BIP.

Ungeachtet dessen besteht weitestgehend Konsens, dass das kohlenstoffbasierte Wirtschaftsmodell einen Lebenszyklus beschreibt, dessen Ende sichtbar ist. 

 Erstmals thematisierte der Bericht an den Clubs of Rom 1972 die Grenzen des Wachstums aus der Sicht der Endlichkeit von Ressourcen, darunter von fossilen Energieträgern. Inzwischen ist Peak Oil im klassischen Sinn, als Zugriff zu Energiequellen mit hohem Erntefaktor, überschritten und niedrige Förderkosten für Öl und Gas gehören der Vergangenheit an. Der technische Fortschritt und hohe Kosten erschließen aber unkonventionelle Quellen, wie Schieferöl, Ölsand und Tiefseeöl. Weniger die physische Verfügbarkeit als wirtschaftliche Faktoren begrenzen die Nutzung von Öl und Gas.


Ein weiterer Grund sind Externalitäten, wie die Anreicherung der Atmosphäre mit dem Klimagas CO2. Das politische Ziel wurde formuliert, die Klimaerwärmung auf 2 Grad zu begrenzen, was den Ausstoß von CO2 limitiert. Der Zusammenhang zwischen Wirtschaft, Klima und fossilen Rohstoffen ist komplex und wird unten analysiert.

Ein entscheidender Faktor für das Ende des Karbonzeitalters sind technologische Grenzen für die Wohlstandssteigerung. Verbrennen ist eine primitive Technologie mit begrenztem Wachstumspotential. Mit steigenden Förderkosten und sinkendem Erntefaktor stehen zunehmend Alternativen zur Verfügung, die eine höhere Wertschöpfung generieren. Ein kohlenstoffarmes Wirtschaftsmodell hat weniger Wachstumsgrenzen als das heutige. 





Die ersten Indizien für diesen Wandel bestehen. In den entwickelten Industrielän­dern hat sich das Wirt­schafts­wachstum vom Pro-Kopf-Verbrauch von Ressourcen und Energie abgekoppelt. Der Pro-Kopf-Energieverbrauch fällt. In Deutschland erreichte er sein Maximum im Jahr 1979 mit 3.7 t Öleinheiten und liegt heute 20 % darunter. In den USA bestand ein Maximum im Jahr 1978 mit 7.5 t Öleinheiten, seither ist der Wert um 5 Prozent gefallen. Auch die Pro-Kopf-CO2 Emissionen sinkt in den entwickelten Industriestaaten.

Die Kapitalmärkte reagieren auf diese Entwicklungen. Technologieunternehmen dominieren die Börsen, nicht die Energiegiganten der Vergangenheit. 60 % des Börsenwertes von US-Unternehmen von 14 000 Milliarden USD im Jahr 2013 betrifft den Wert von Ideen und geistigen Eigentum. Der Kurznachrichtendienst Whatsapp mit 50 Beschäftigten hat eine Wertschöpfung, die dem globalen Ölverbrauch von 2 Tagen entspricht. Die Gewinnrate bei Internetunternehmen liegt bei 40%. Dies wird bei der Förderung und Verarbeitung von fossilen Energieträgern nicht mehr erreicht.




Die Abbildung 1 visualisiert die beginnende Dekarbonisierung des globalen Wirtschaftswachstums. Ein angenommener S-förmiger Verlauf der Lebenskurve des Wirtschaftsmodells soll auf nichtlineare Prozesse hinweisen. Das heute dominierende CO2-intensive Wirtschaftsmodell begann mit der Industrialisierung im 18. Jahrhundert. Um 1970 setzte ein Umdenken in den entwickelten Ländern ein und erste institutionelle Voraussetzungen für das kohlenstoffarme Wachstum wurden geschaffen. Seither haben sich
die globalen wirtschaftlichen Aktivitäten vervierfacht. Fossile Energieträger dominieren weiterhin. Nach Voraussage des International Energy Agency werden sie im Jahr 2035 noch einen Anteil von 79% von heute 81 % haben.

Es kann gegenwärtig nicht präzise vorhergesagt werden, wann der Umkehrpunkt zu einem globalen kohlenstoffarmen Wirtschaftsmodelleintritt, dass sich  – wie beim Beginn der industriellen Produktion vor 250 Jahren –selbst trägt und subventionsfrei ist. Ein mögliches Szenario ist in dem folgenden Diagramm aus einer Citi Studie (Seite 12) dargestellt.





Die optimale Geschwindigkeit der Dekarbonisierung

Wie schnell soll der Wandels vom bestehenden zum dekarbonisierten Wirtschaftsmodell erfolgen? Die Diskussion darüber wird vor allem vor dem Hintergrund des Klimawandels als Folge des wachsenden CO2-Ausstoßes geführt. Technisch wäre ein Übergang jederzeit möglich. Das Verbot von FCKW im Jahr 1987 zeigt, dass man bei einer akuten Gefährdung in der Lage ist, schnell und effektiv zu handeln. Beim gegenwärtigen Stand der Technik wäre aber eine weitgehende Dekarbonisierung der Wirtschaft mit Wohlstandsverlusten verbunden, für die weder ein politischer Konsens noch eine wirtschaftliche Notwendigkeit besteht.

Die Geschwindigkeit des Übergangs kann durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst werden. Darunter sind der Umfang an Investitionen in Forschung und Entwicklung und der Aufbau von Institutionen, die national wie global die marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für kohlenstoffarme Technologien definieren, wie Steuern und  Emissionsrechte.

Wird zuviel investiert, dann schwächt dies die Wirtschaftskraft und es stehen weniger Ressourcen im nächsten Zeitraum zur Verfügung. Hätte die Weltwirtschaft vor 50 Jahren mit dem Übergang zu erneuerbaren Energien begonnen, dann würde der globale Wohlstand heute geringer ausfallen und es ständen weniger technologische Optionen zur Auswahl, zumal sich die negativen Seiten des Klimawandels bisher nicht manifestiert haben. In dieser Betrachtungsweise ist die Energiewende eine Pioniertat, die ein globales öffentliches Gut geschaffen hat, dessen Nutzen allen zur Verfügung steht, darunter chinesischen Produzenten von Solarmodulen, dessen Anlaufkosten aber nicht kompensiert und von Deutschland allein getragen werden.

Wird zu wenig in eine kohlenstoffarme Zukunft investiert, so unterbleiben Lerneffekte, die in der Eigenlogik technologischer und institutioneller Lerneffekte später nicht durch höhere Investitionen kompensiert werden können, was wiederum zu einem global geringeren Wohlstandsniveau führt. Besonders aufwändig ist die Entwicklung von Institutionen zwischen den Staaten, die Lernzyklen von Jahrzehnten und mehr aufweisen, wie nicht zuletzt die wechselvolle Geschichte der Europäischen Union zeigt.

Eine optimale Geschwindigkeit der Dekarbonisierung ist heftig umstritten. Zur Ambivalenz hat beigetragen, dass technische Durchbrüche  wie der Übergang von Walöl zu Erdöl im 19. Jahrhundert ausgeblieben sind und die Atomenergie umstritten bleibt. Die Klimawissenschaft ist von der Komplexität des planetaren Geschehens herausgefordert und die Klimaerwärmung selbst scheint eine vorübergehende Pause zu machen.

Damit ist die Geschwindigkeit der Dekarbonisierung nicht das Resultat eines überrationalen globalen sozialen Planers, sondern eine Folge des politischen Prozesses und eines spezifischen Gleichgewichts, dass im Widerstreit von Myriaden von Einflussfaktoren und Bedingungen, Kräfteverhältnissen und Meinungen, Analysen und Einschätzungen entsteht. Zum Schluss sind die gegebenen Machtverhältnisse ausschlaggebend und die Art und Weise, wie kritische Akteure den Erhalt und den Ausbau ihres Wohlstands durchsetzen können.

Entsprechend weit ist heute das politische Spektrum über die optimale Geschwindigkeit des Überganges zu einem kohlenstoffarmen Wirtschaftsmodell. Es besteht ein Kontinuum von Interpretationen und daraus resultierenden Handlungsempfehlungen.

Auf der einen Seite positioniert sich die Wahrnehmung des Klimawandels als die größte Herausforderung unserer Zeit (Kofi Annan, Ex-UN-Präsident), als die  vielleicht am meisten gefürchtete Massenvernichtungswaffe, die zu einem Umkehrpunkt ohne Wiederkehr führen kann“ (John Kerry, Vizepräsident der USA) oder einer drohende Kollision mit der Natur, die die Menschheit nicht gewinnen kann (Angel Gurria, Generalsekretär der OECD). Eine solche Dramatisierung schafft Raum für energische politische Maßnahmen. Thematisiert wird  die "grüne Transformation" und Nullwachstum oder Glücksmaximisierung. Ein klassisches Beispiel dafür ist das Konzept der Großen Transformation des WBGU. In der strukturkonservativen Tradition des utopischen Denkens soll das bestehende Wohlstandsniveau festgezurrt und nach sozialen und ökologischen Kriterien innerhalb von 20 Jahren optimiert werden.

Im Mittelfeld des Kontinuums der Meinungen zum Klimawandel befindet sich der Stern-Report aus dem Jahre 2006, bei dem der veranschlagte Diskontierungssatz die entscheidende Größe für die Beurteilung von Kosten und Nutzen von Klimaschutzmaßnahmen ist und Klimainvestitionen in Höhe von 1 Prozente des globalen BSP gefordert werden.

Exponierter Vertreter der Gegenseite über die Gefahren des Klimawandels ist Bjorn Lomborg und der Kopenhagener Konsens von Nobelpreisträgern der Wirtschaft. Die gestiegene CO2-Konzentration in der Luft ist ein natürlicher Dünger für die Vegetation und hat seit 1900 und noch bis 2030 einen positiven Effekt auf Wachstum, Gesundheit und Lebensqualität. Evolutionäre Prozesse in der Natur können die Klimaerwärmung kompensieren. Die gegenwärtigen Technologien zur CO2 – Vermeidung sind nicht ausgereift und verursachen groteske Kosten. Es ist besser, die Mittel zu verwenden, um für 1.3 Milliarden Menschen Elektrizität bereit zu stellen und extreme Armut zu überwinden. Anpassung an die Klimaerwärmung ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt die weitaus effektivere Strategie als CO2-Vermeidung. Diese Position wird von einer peer-reviewed Makrostudie von 75 Untersuchungen gestützt.

Diese unterschiedlichen Bewertungen sind kein Zufall oder das Resultat von Verschwörungen, sondern widerspiegeln verschiedene Logiken in der Weltwirtschaft. Die folgenden Diagramme (Quelle, S. 237) veranschaulichen diese Asymmetrien im Vergleich von OECD und BRIC –Staaten in Hinsicht von CO2-Emmission und Wachstum.



In den OECD-Staaten ist Wachstum von den CO2-Emission abgekoppelt, in den BRIC -Staaten wachsen die Emissionen überproportional. In der Tat, Schwellen- und Entwicklungsländer haben in den vergangenen 30 Jahren beispiellos aufgeholt und in ihrer wirtschaftlichen Leistungskraft mit dem Westen (Nordamerika, Europa, Japan) gleichgezogen sowie die Produktivitätsunterschiede auf den Faktor sechs verringert. 






Der Westen befindet sich im Übergang zur Wissensgesellschaft mit tiefgreifenden strukturellen Umbrüchen. Die Beispiele des EEG, des europäischen Emissionshandels oder der Finanzkrise 2008 zeigen die enormen Risiken von Innovationen und ihr Nutzen in der Form von historisch niedrigen Wachstumsraten. Eine globale Beschränkung des CO2-Ausstoßes, beispielsweise durch eine Steuer, wäre die Kompensation einer Externalität, eine verspätete Korrektur des Marktmechanismus, der die Finanzierung der riskanten Aufwendungen für Forschung und Entwicklung erleichtern würde. Das Resultat wäre das öffentliche globale Gut „kohlenstoffarme Technologien“, dass die Risiken des Klimawandels eindämmt und den globalen Wohlstand langfristig und nachhaltig sichert. Die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Westens und ein tendenziell höheres Wachstum auf Kosten der Weltwirtschaft wäre im Vergleich dazu ein vernachlässigbarer Nebeneffekt.

Anders die wirtschaftliche Logik im „Rest“. Eine nicht unwesentliche Komponente der hohen Wachstumsraten Chinas, der Werkstatt der Welt, ist die Verlagerung von investitions-, arbeits- und energieintensiven Tätigkeiten aus dem Westen. Wohlstandsdynamik und Ressourcenverbrauch gehen Hand in Hand. Eine Begrenzung des CO2-Ausstoßes würde sich unmittelbar auf das Wachstum auswirken. Solche Grenze bestanden früher nicht und solange eine Kluft im Wohlstand zwischen dem Westen und dem Rest der Welt existiert, ist die Bereitschaft zur Selbstbeschränkung moderat. Zugleich steigen die Kosten des einseitigen, und damit schwer reformierbaren extensiven Wirtschaftsmodells. Eine Bertelsmann-Studie zeigt, dass Schwellenländer weniger von der Globalisierung profitieren als die Industrieländer. Die Weltbank schätzt den Verlust durch Umweltschäden in China für das Jahr 2008 in der Höhe von 9 % des BIP.

Vor 30 Jahren wurde begonnen, eine Beschleunigung der Dekarbonisierung zu thematisieren, um den Klimawandel zu begegnen. Eine erste UNCED Klimakonferenz fand 1991 in Rio de Janeiro 1991 statt, auf dem Weltklimagipfel in Kyoto 1997 wurden völkerrechtlich verbindliche Reduktionsziele vereinbart. Der Ausstieg Kanadas (2011) und Australiens (2013) signalisierte eine Trendwende. Die Warschauer Klimakonferenz im November 2013 weist auf eine globale Pattsituation hin. Weder ist der Westen für Kompensationen noch sind die Schwellenländer für Kompromisse bei der CO2-Vermeidung bereit. Herausragende Aktivitäten für die bevorstehende Klimakonferenz Paris 2015, die Nachhaltigen Entwicklungsziele (Nachfolger der Milleniumsziele) oder der UN – Aktion „Sustainable Energy for All (SE4ALL)“ mit dem Ziel, diesen Trend zu brechen, bestehen bisher nicht. Klimaschutz wird, bewusst oder unbewusst, für die einseitige Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der entwickelten Industrieländer instrumentalisiert, beispielsweise finanziert die Weltbank aufgrund der Forderungen von NGOs keine Kohlekraftwerke in Entwicklungsländern mehr oder ist oder wird die Handelspolitik genutzt, um "Klimasünder" zu bestrafen. 

Ein Indiz eines politischen Pendelumschwungs zu einer Verlangsamung der Dekarbonisierung ist, dass sich die staatlichen Forschungs- und Entwicklungsleistungen für grüne Energie in den USA seit 1980 halbiert haben, die entsprechenden privaten Investitionen bei 0.23 % des Umsatzes des Energiesektors liegen (think tank Third way) und in Deutschland das innovationshemmende Design des EEG nicht thematisiert wird.

Auch für die Energiewende in Deutschland verschlechterten sich die geopolitischen Rahmenbedingungen. Es traten eine Reihe nicht vorhersehbarer Ereignisse auf, die ihre Kosten erhöhten und Gegenwind erzeugten. Dazu gehören: der Atomausstieg nach Fukushima; die Schiefergasrevolution, die eine Reindustrialisierung der USA einleitete und das BIP in den USA um etwas 0.5 % erhöht; ein Verfall der Rohstoffpreise im Rahmen eines jahrzehntelangen Superzyklus; die globale Finanzkrise 2008 und die europäische Austeritätspolitik nach dem Beginn der Eurokrise 2010. 

Sollten keine technologische Durchbrüche erfolgen, beispielsweise beim Speichern von erneuerbarer Energie, oder die Klimawissenschaft auf signifikante Gefährdungen hinweisen, dann ist die Ära der erneuerbaren Energien noch nicht angebrochen. Die grüne Energie wird sich in einem kontinuierlichen, evolutionären Wachstumsprozess in den kommenden Jahrzehnten entfalten.

Als viertgrößte Wirtschaft und siebentgrößter Energiekonsument verfügt Deutschland über einen wichtigen, aber nicht dominierenden Einfluss auf den globalen politischen Konsens über die optimale Schnelligkeit der Dekarbonisierung des globalen Wirtschaftsmodells. Es kann einen Übergang zu erneuerbaren Energien nicht erzwingen.  


Warum initiierte Deutschland eine Energiewende?

Die deutsche Energiewende ist eine volkswirtschaftliche Innovation mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und einen langfristigen, nur schwer kopierbaren Vorteil zu erlangen. Die Energiewende reiht sich damit als eine Unternehmung im globalen Wettbewerb ein, bei dem die einzelnen Volkswirtschaften über ihre Unternehmen mit der Qualität ihrer politischen Institutionen und der sozialen Infrastruktur, der Währungs- und Fiskalpolitik konkurrieren.

Wie oft bei Innovationen liegen Erfolg und Misserfolg eng bei einander. Schottland verlor 1707 seine Unabhängigkeit nachdem es sich mit Investitionen in Nordamerika verspekulierte hatte. Irlands Wirtschaftsmodell als europäischer Brückenkopf für internationale Großunternehmen sorgte über viele Jahre für überdurchschnittliche Wachstumsraten bis es in der Bankenkrise 2008 das Land an den Rand des Kollapses brachte. Griechenlands Aufnahme in den Euroraum konservierte ein veraltetes Gesellschaftsmodell, was nach 2010 zu einem Rückgang seiner Wirtschaftsleistung um ein Viertel führte. Das neoliberale Konzept des externen Staatsaufbaus (state building) sollte dem arabischen Raum Demokratie und Wohlstand bringen und kostete den USA 4000 Milliarden USD und zwei verlorene Kriege.

Warum wählte Deutschland die Energiewende und keine andere volkswirtschaftliche Innovation? Eine mögliche Antwort ist ihr relativ vorteilhaftes Kosten-Nutzen-Profil, dass aus ihren technologischen Erfordernissen und der spezifischen Art und Weise der Einbettung Deutschlands in die internationale Arbeitsteilung folgt.

Deutschland ist ein hochentwickeltes Industrieland mit ausgeprägten Wettbewerbsvorteilen in der exportorientierten Industrie wie dem Automobilbau und der Investitionsgüterindustrie. Es ist stark bei der Verbindung von neuen Basistechnologien mit klassischen Industrien, so bei der Modularisierung im Automobilbau, in der Logistik und der Informatisierung. Beispielhaft ist eine 80 %-ige Dominanz im Premiumsektor des globalen Automarktes. Privatwirtschaft und Staat arbeiten dabei eng zusammen, so in der Initiative Industrie 4.0. Weiterhin ist Deutschland mittelständig geprägt. Sein Rückrat sind innovationsstarke und global tätige mittelständische Unternehmen, Hidden Champions, die globale Nischen identifizieren und dort die Marktführerschaft erlangen.

Mit diesem Innovationsprofil positioniert sich Deutschland an der Spitze der globalen Wettbewerbspyramide in einer Sandwichposition. Von unten greifen Schwellenländer mit niedrigeren Kosten an und bedrohen den Innovationsvorsprung, der die Margen für die Finanzierung von Innovationen und Globalisierung sichert. Von oben dominiert die USA neue Basistechnologien bei Finanzen, Bildung, Management, Organisation und Informationstechnologie. Ein Erfolgsfaktor für den Geschäftsmodellgenerator Silicon Valley sind Subventionen aus dem US-Verteidigungshaushalt, der die Hälfte der globalen Verteidigungsausgaben repräsentiert. Deutschland verfügt weder über solche Ressourcen noch über die unternehmerischen Institutionen und Mentalitäten und ist an den technologischen Grenzen mit maximaler Wertschöpfung und höchstem Risiko nicht wettbewerbsfähig.

Die technologischen Anforderungen der Energiewende zeigten eine hohe Passgenauigkeit mit den Stärken und der globalen Positionierung Deutschlands: evolutionäre Weiterentwicklung von Wind- und Solaranlagen; Beherrschung von Komplexität in einem hybriden Energiesystem aus fossilen und erneuerbaren Energiequellen; enges, institutionalisiertes Zusammenspiel des Staates und der privaten Wirtschaft; Stärkung des mittelständischen Sektors und Nutzung eines breiten politischen Konsens in der Bevölkerung über die Notwendigkeit einer Energiewende.

Die Energiewende liegt damit im bestehenden Wachstumspfad der deutschen Wirtschaft. Bei überschaubaren Risiken hätte in einem Erfolgsfall Deutschland seine globale Positionierung verbessern und – überholen ohne einzuholen – mit anderen Volkswirtschaften aufschließen können. Die Versuchung eines nationalstaatlichen Experiments mit der Energiewende war so groß, dass eine europäische Einbettung nicht in Betracht gezogen wurde. Mit anderen Worten, kein anderes Land war besser geeignet, das Wagnis Energiewende einzugehen.





Deutschland kann sich das Scheitern der Energiewende leisten

Die bisherigen volkswirtschaftlichen Verluste durch die Energiewende reichen von den direkten jährlichen Subventionen (0.7 % BIP) bis zur Entwertung von Geschäftsmodellen und den wirtschaftlichen Folgen von Instabilitäten in den Energiemärkten. Seit dem Beginn der Energiewende sind die Energiepreise ungefähr um 100 Prozent gestiegen. Unternehmen zahlen inzwischen mehr das Doppelte an Energiekosten als in den USA. Höhere Energiepreise sind eine Belastung im Wettbewerb, aber erhöhen auch die Anreize für Sparmaßnahmen und Innovationen, zumal sie im Durchschnitt von 92% der Industrie nur zu 1.6 % zur Wertschöpfung betragen. Energieintensive Produktionen wandern ab oder erlangen Ausnahmen. Für Deutschland sind die gestiegenen Energiekosten kein unüberwindliches Hindernis für den Ausbau von globalen Marktanteilen in den letzten 10 Jahren. Hier unterscheidet sich Deutschland dramatisch  von Japan, dass Ressourcen, die für die dritte und entscheidende Stufe der Strukturreformen im Rahmen der Abenomics dringend notwendig sind, in den temporären Ausstieg aus der Atomenergie umlenken musste.

Die Kostennachteile der Energiewende sind nur eine von vielen Faktoren, die den volkswirtschaftlichen Wohlstand beeinflussen und in vergleichbarer Größenordnung erratisch fluktuieren. Dazu gehören:
  • Schwankungen der Preise für fossile Energieimporte (± 2 % BIP)
  • Unabhängig davon Schwankungen der Rohstoffpreise, ein schwächerer Einflussfaktor
    siehe NBER Working Paper 20003,
  • Terms of Trade (Differenz der Veränderungen zwischen Import- und Exportpreisen, gegenwärtig leicht negativ)
  • Deutschland als Stabilitätsanker in der EU zahlt sehr niedrige Zinsen auf Staatsschulden ( 40 Milliarden Euro, mehr als  1 % BIP) und profitiert überproportional vom Außenwert des Euros
  • Massive Bewertungsverluste im Auslandsvermögen, die laut einer Studie zwischen 2007 und 2011 zu Verluste von 575 Milliarden USD führten (- 1,5 % pro Jahr im Durchschnitt der letzten 10 Jahre)
  • Seit Jahren übersteigen die Amortisationen die Investitionen in die öffentliche Infrastruktur, ein Investitionsrückstand (ca. 1 % BIP).

Als hoch entwickelter Industriestaat profitiert Deutschland überdurchschnittlich von der internationalen Arbeitsteilung. Von den USA liegen Schätzungen über die damit verbundenen wirtschaftlichen Vorteile vor, die in ähnlicher Form auch für Deutschland gelten. Hierzu zählt das Monopol einer Weltwährung (plus 2 % des BIP) und der ausländische Anteil der Unternehmensgewinne (plus 3,5  % BIP), ein kaum quantifizierbares de facto Vetorecht bei Entscheidungen in internationalen Organisationen und dem Ausbau des globalen Rechtssystems für Investitionssicherheit und mehr.

Die Kosten des volkswirtschaftlichen Experiments Energiewende erreichen weder für die Unternehmen noch für die Bevölkerung (Gutachten zur Elektrizitätsarmut Initiativkreis Ruhr) eine unmittelbar kritische Größe. Trotz ausbleibenden Nutzens sind sie keine signifikante Bedrohung für die deutsche Wirtschaft.


Ausblick

Die Energiewende ist fehlgeschlagen und ihre Beendigung das Gebot der Stunde. Ihre Neuauflage, EEG 2.0, muss sich daran messen lassen, Schadensbegrenzung für das investierte politische Kapital zu betreiben, sich von überambitionierten Zielen zu verabschieden und die Zielstellungen zu den Erneuerbaren Energien an den wirtschaftlichen und geopolitischen Realitäten zu kalibrieren. Dies schließt eine gewisse Vorreiterrolle entsprechend den Stärken der Wirtschaft nicht aus, darf sich aber nicht der Illusion hingeben, Deutschland kann im nationalen Alleingang einen technologischen Durchbruch zur Wirtschaftlichkeit von erneuerbaren Energien erreichen, der wahrscheinlich erst in Jahrzehnten eintreten wird.

Weiterhin gilt es, Erfahrungen systematisch aufzuarbeiten und für zukünftige volkswirtschaftliche Innovation zu analysieren. Dies betrifft den Umgang mit der Ambivalenz der technologischen Entwicklung über zwei Jahrzehnte (positive wie negative Überraschungen), das Zusammenspiel von Staat und Privatwirtschaft bzw. Bund und Ländern, die Wechselwirkung mit dem politischen Konsens der Bevölkerung zum Atomausstieg und Klimawandel, die Definition von Rahmenbedingungen für Marktprozesse (feste Fördersätze für EE) und mehr.

Die deutsche Frage des letzten Jahrhunderts beeinflusst heute die Energiewende. Deutschland, so die These, ist zu groß, um keinen übermächtigen Einfluss in Europa zu haben, und zu klein, so dass Dominanz von den Partnern akzeptierte wird, wie dies für die USA und dem Rest der Welt der Fall ist. Das EEG wurde als eine nationalstaatliche Einzellösung geplant, heute werden die Stromnetze der Nachbarn intensiv für volatilen Strom genutzt, was Kosten verursacht und auf wenig Verständnis trifft.

Das Scheitern der Energiewende ist keine Katastrophe. Es hat Lernprozesse angeschoben, die nicht oder mit nur noch höherem Aufwand hätten erreicht werden können. Aber die überaus meisten Innovationen scheitern. Volkswirtschaften in einem globalen Wettbewerbsprozess machen keine Ausnahme. An der Grenze zur Wechselwirkung von Natur und Gesellschaft besteht keine Alternative zu Versuch und Irrtum. Aus diesem Blickwinkel ist das entscheidende Erfolgskriterium der Energiewende die unvoreingenommene Aufarbeitung der Ergebnisse zur Vorbereitung einer neuen Initiative.


Umdate 30. März. Die Klimadiskussion in den USA ist ebenso polarisiert wie die globale, ein Eindruck und eine Übersicht wichtiger Argumente und Veröffentlichungen ist hier.

Update 2. April : Ist Umweltschutz ein neokoloniales Instrument? Ersetzt der Kampf gegen die Klimaerwärmung das Einsetzen für Freihandel und Religionsfreiheit zur Zeit der Opiumkriege? Geschichte wiederholt sich nicht, wenn sich auch die Konstellationen in der Abfolge von Ereignisse ähneln. Ein Beispiel ist die Kohlepolitik, siehe hier 

Update 7. April: Der neue IPCC-Bericht weist auf den fortlaufenden Pendelschwung zur Anpassung hin. Siehe hier und hier



2 Kommentare:

  1. "Hätte die Weltwirtschaft vor 50 Jahren mit dem Übergang zu erneuerbaren Energien begonnen, dann würde der globale Wohlstand heute geringer ausfallen und es ständen weniger technologische Optionen zur Auswahl, zumal sich die negativen Seiten des Klimawandels bisher nicht manifestiert haben."

    Das ist reine Spekulation. Es gibt mehr als den Klimawandel. Viele Rußpartikel wären nicht entstanden. Elektroautos wäre vielleicht schon Standard, oder in vielen Ländern hätte sich der Individualverkehr gar nicht erst so stark ausgebildet. Es wären vielleicht einige Kriege um Öl nicht geführt worden. Alles in allem vollkommen spekulativ. Genau wie der Rest. Es kann sein, oder auch nicht. Es ist schlüssig argumentiert. Genauso schlüssig kann man das Gegenteil argumentieren. Der FCKW Vergleich hinkt in meinen Augen sehr stark. Ein Kühlschrank ist technologisch sehr viel einfacher als eine Windenergieanlage die 20 - 30 Jahre möglichst wartungsfrei laufen soll. So etwas braucht Entwicklungszeit. Hat man diese nicht, dann sind die Probleme wesentlich größer. Im Moment hat man den Luxus, dass man bei Problemen immer noch weich fällt.

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    1. Richtig, die Aussagen sind spekulativ. Aber die wichtigste Währung bei der Beurteilung von komplexen Vorgängen ist Plausibilität und Schlüssigkeit. Daher sind auch widersprüchliche Szenarien kein Tabu.
      Weiterhin ist es richtig, dass wir bei einigen Sachen weiter wären, da die Technologie eine Eigendynamik hat. Vielleicht hätten wir auch mehr Windräder und mehr E-Autos auf den Straßen. Nur der Gesamtwohlstand, in EUR und USD gerechnet, wäre ebenfalls erheblich niedriger: Kleinere Wohnungen, weniger Reisen etc. Billiges Erdöl ist seit über 100 Jahren der Treibstoff für Wachstum. Dies gilt für den Westen (weniger Geld wird nach Saudi-Arabien und Russland überwiesen) und direkt für den Rest der Welt, da diese mehr Ressourcen für eine Einheit BIP benötigen.

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