Warum tut sich Deutschland eine Energiewende an? Besteht eine plausible
wirtschaftliche Erklärung für den global einmaligen breiten politischen Konsens?
Wir stellen die Hypothese auf, dass die Energiewende eine volkswirtschaftliche Innovation ist, die den Stärken des deutschen Wirtschaftsmodells und seiner globalen Einbettung entspricht. Das Ziel ist die nachhaltige Stärkung der globalen Wettbewerbsfähigkeit im mittleren technologischen Segment.
Der politische Konsens ist eine kritische Mobilitätsressource für das Management der Schnittstelle von Staat und Markt mit nur einem mittelbaren Bezug zum weltweiten Klimageschehen und dem Übergang zu einem kohlenstoffarmen globalen Wirtschaftsmodell.
Aufgrund eines ausbleibenden technologischen Durchbruchs bei den Speichertechnologien ist das Scheitern der Energiewende absehbar. Die Kosten bewegen sich in vergleichsweise moderaten volkswirtschaftlichen Größenordnungen.
Es gilt, die Lehren der Energiewende als ein volkswirtschaftliches Experiment zu ziehen und für weitere institutionelle Innovationen im globalen Wettbewerb zu nutzen.
Inhalt
Anliegen
Aufstieg und Fall des kohlenstoffbasierten Weltwirtschaftsmodells
Die optimale Geschwindigkeit der Dekarbonisierung
Warum initiierte Deutschland eine Energiewende?
Deutschland kann sich das Scheitern der Energiewende leisten
Ausblick
Anliegen
Das Ziel der Energiewende ist die Förderung Erneuerbaren Energien (EE) wie Windkraft, Sonnenenergie, Biomasse, Erdwärme. Durch die im Erneuerbaren Energiegesetz (EEG) garantierte Einspeisevergütung als Eckpfeiler der Energiewende soll der Anteil der EE an der Stromversorgung bis 2025 auf 40 bis 45 Prozent und bis 2035 auf 55 bis 60 Prozent gesteigert werden.
Die Logik hinter der
Energiewende ist auf den ersten Blick bestechend: Deutschland übernimmt eine
Vorreiterrolle bei der innovativen Umgestaltung seiner nationalen
Energieversorgung. Dies dient dem Klimaschutz, der Schonung knapper Ressourcen
und der Wertschöpfung vor Ort. Mit dem Übergang zu erneuerbaren Energien
schafft Deutschland ein öffentliches globales Gut, dass die Transformation zur
Dekarbonisierung des globalen Wirtschaftssystems beschleunigt. Ökologische,
soziale und wirtschaftliche Innovationen stützen sich auf einen breiten
politischen Konsens und verstärken sich gegenseitig. Erste Erfolge bestätigen
den eingeschlagenen Kurs. Im Strombereich lag der Anteil der EE im Jahr 2012 bei
23,4 Prozent und stieg im letzten Jahr auf 24,7 Prozent.
Aber der Einfluss
Deutschlands auf den CO2-Ausstoß wie auch der Atomausstieg ist global
fast ohne Bedeutung, zumal beim Primärenergiebedarf. Allein China plant, bis
zum Jahr 2015 die Kohlekapazitäten um 860 Millionen Tonnen zu erhöhen, mehr als die gesamte deutsche Kohleproduktion.
Die klimapolitischen und sozialen Argumente für eine deutsche Insellösung sind nicht überzeugend. Ungleich wichtiger sind die wirtschaftlichen Signalwirkungen. Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel sieht als Ziel der Energiewende den Gewinn von Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Ländern.[1]
Die klimapolitischen und sozialen Argumente für eine deutsche Insellösung sind nicht überzeugend. Ungleich wichtiger sind die wirtschaftlichen Signalwirkungen. Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel sieht als Ziel der Energiewende den Gewinn von Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Ländern.[1]
Nun zeigt sich, dass die
Energiewende an der technischen Machbarkeit scheitert. Das wichtigste Hemmnis
sind unzureichende Speichermöglichkeiten der volatilen Windkraft und
Sonnenenergie (Präsentation Ifo-Institut). Kapazitäten zur Stromgewinnung aus fossilen
Energieträgern, die teilweise nur 200 Stunden im Jahr im Einsatz sind, müssen vorgehalten werden. Diese zusätzlichen
Kapazitäten, zusammen mit einer höheren Komplexität des Gesamtsystems, führen
zu einem Wettbewerbsnachteil, der nicht durch andere Lösungen (Smart Grid,
Einsparung, Speicherung, Nachfrageoptimierung, europäische Einbettung)
kompensiert werden kann. Der Think Tank Agora plant unwahrscheinliche, aber auch "nicht unmögliche" Kostensenkungen bei der Energiespeicherung von 80 Prozent. Optimistische Szenarien für die Zukunft, wie in
der Greenpeace Studie Power 2030. A European Grid for ¾
renewable electricity by 2030) gehen von technologischen Sprüngen aus, wie die kosteneffektive Speicherung von 20 % der Solarenergie.
Eine Vielzahl von Studien
weist auf diese Widersprüche der Energiewende hin (u.a. Deutsche Physikalische Gesellschaft (2010), Weltenergierat (2011), Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung
(2013), Monopolkommission (2013). Das Institutes der deutschen Wirtschaft sieht das EEG als eine national wirksame
Zusatzbelastung, die einen Wettbewerbsnachteil im Vergleich mit Anbietern in
Drittländern und anderen Mitgliedsstaaten begründet. Eine vom Bundestag
eingesetzte Expertenkommission schlussfolgert, dass „das EEG weder ein effizientes Instrument
für den Klimaschutz ist noch eine messbare Innovationswirkung entfaltet (Seite
52)“.
Die Risse des politischen
Konsensus über den Sinn der Energiewende vertiefen sich. Dazu gehört der
politische Widerstand von Bürgerinitiativen gegen Infrastrukturmaßnahmen wie
Stromtrassen und Pumpwasserspeicher, das EU-Verfahren gegen die EEG-Umlage und
die wachsenden Kosten. In der Tat, die direkten Subventionen für grüne Energie
betrugen im letzten Jahr rund 22 Milliarden. Die vier Großanbieter haben einen
dreistelligen Milliardenbetrag an Börsenwert verloren und ihr Markt wird sich
laut einer Studie der Citibank halbieren. Die Gesamtkosten der Energiewende bis Ende der dreißiger Jahre
werden auf bis zu 1000 Milliarden Euro geschätzt, davon 680 Milliarden als Zusagen für
Einspeisevergütungen bis 2022.
Dennoch, eine Abkehr von
der Energiewende ist derzeitig nicht in Sicht. Wie die Eckpunkte für die Reform des EEG 2.0 zeigen, plant die Bundesregierung eine Neuordnung der Förderung. Zumindest
für die laufende Legislaturperiode ist mit einer Abkehr von der Energiewende
nicht zu rechnen.
In folgenden Essay wird das
Entstehen und Scheitern der deutschen Energiewende als eine rationale volkswirtschaftliche
Innovation in einem geostrategischen Kontext untersucht.
Aufstieg und Fall des
kohlenstoffbasierten Weltwirtschaftsmodells
Die Energiewende ist eine
dramatische Zäsur im Wirtschaftsgeschehen. Mit dem Umstieg auf Erneuerbare
Energien wird ein Wachstumspfad verlassen, der seit 250 Jahren für das
wirtschaftliche Geschehen prägend ist. Wir müssen in die Geschichte zurückblicken,
um die Dimension dieses Wandels sowie seine Triebkräfte zu verstehen.
Die Erschließung von
Kohlevorkommen im 18. Jahrhundert erlaubte das Wachstum von Städten. Dass England
über die europaweit billigsten Energieträger verfügte, war ein kritischer
Faktor für den Durchbruch zur industriellen Revolution. Ab der Mitte des 19.
Jahrhunderts setzte mit der Nutzung von Erdöl und später Erdgas ein weiterer globaler
Wohlstandsschub ein. Der neue Treibstoff ersetzte die verschwindende Ressource
Walöl und den Hafermotor, die Pferdewirtschaft, die einen wichtigen Teil der landwirtschaftlichen
Nutzfläche benötigte.
Öl und Gas hatten ursprünglich
einen Erntefaktor (Return on Energy invested) von bis zu 1200 und sie sind universell
als Energiequelle, Treib- und Rohstoff einsetzbar. Sie verbilligten Wachstum,
die industrielle Produktionsweise verbreitete sich global. Bis heute besteht
eine enge Korrelation zwischen Wachstum und billigen Energieträgern. So
beziffert der IWF, dass eine Erhöhung des Ölpreises um 10 % das globale Wachstum um 0.2- 0.3 % des globalen BIP niedriger ausfallen lässt. Viele Staaten bedienen
sich dieser einfachen Arithmetik, um ihren Wohlstand zu steigern und unterstützen
die Nutzung fossiler Energieträgern. Nach Angaben des IMF betragen die direkten Subventionen 480
Milliarden, die indirekten Subventionen 1.900 Milliarden, mehr als 2 % des globalen BIP.
Ungeachtet dessen besteht
weitestgehend Konsens, dass das kohlenstoffbasierte Wirtschaftsmodell einen
Lebenszyklus beschreibt, dessen Ende sichtbar ist.
Erstmals thematisierte der Bericht an den Clubs of
Rom 1972 die Grenzen des Wachstums aus der Sicht der Endlichkeit von Ressourcen,
darunter von fossilen Energieträgern. Inzwischen ist Peak Oil im klassischen Sinn, als Zugriff zu Energiequellen mit hohem
Erntefaktor, überschritten und niedrige Förderkosten für Öl und Gas gehören der
Vergangenheit an. Der technische Fortschritt und hohe Kosten erschließen aber
unkonventionelle Quellen, wie Schieferöl, Ölsand und Tiefseeöl. Weniger die
physische Verfügbarkeit als wirtschaftliche Faktoren begrenzen die Nutzung von
Öl und Gas.
Ein weiterer Grund sind
Externalitäten, wie die Anreicherung der Atmosphäre mit dem Klimagas CO2.
Das politische Ziel wurde formuliert, die Klimaerwärmung auf 2 Grad zu
begrenzen, was den Ausstoß von CO2 limitiert. Der Zusammenhang
zwischen Wirtschaft, Klima und fossilen Rohstoffen ist komplex und wird unten analysiert.
Ein entscheidender Faktor
für das Ende des Karbonzeitalters sind technologische Grenzen für die Wohlstandssteigerung.
Verbrennen ist eine primitive Technologie mit begrenztem Wachstumspotential. Mit
steigenden Förderkosten und sinkendem Erntefaktor stehen zunehmend Alternativen
zur Verfügung, die eine höhere Wertschöpfung generieren. Ein kohlenstoffarmes
Wirtschaftsmodell hat weniger Wachstumsgrenzen als das heutige.
Die ersten Indizien für diesen Wandel bestehen. In
den entwickelten Industrieländern hat sich das Wirtschaftswachstum vom Pro-Kopf-Verbrauch
von Ressourcen und Energie abgekoppelt. Der Pro-Kopf-Energieverbrauch fällt. In
Deutschland erreichte er sein Maximum im Jahr 1979 mit 3.7 t Öleinheiten und
liegt heute 20 % darunter. In den USA bestand ein Maximum im Jahr 1978 mit 7.5
t Öleinheiten, seither ist der Wert um 5 Prozent gefallen. Auch die Pro-Kopf-CO2
Emissionen sinkt in den entwickelten Industriestaaten.
Die Kapitalmärkte reagieren
auf diese Entwicklungen. Technologieunternehmen dominieren die Börsen, nicht
die Energiegiganten der Vergangenheit. 60 % des Börsenwertes von US-Unternehmen
von 14 000 Milliarden USD im Jahr 2013 betrifft den Wert von Ideen und geistigen Eigentum. Der Kurznachrichtendienst
Whatsapp mit 50 Beschäftigten hat eine Wertschöpfung, die dem globalen
Ölverbrauch von 2 Tagen entspricht. Die Gewinnrate bei Internetunternehmen
liegt bei 40%. Dies wird bei der Förderung und Verarbeitung von fossilen
Energieträgern nicht mehr erreicht.
Die Abbildung 1 visualisiert die beginnende
Dekarbonisierung des globalen Wirtschaftswachstums. Ein angenommener S-förmiger
Verlauf der Lebenskurve des Wirtschaftsmodells soll auf nichtlineare Prozesse hinweisen.
Das heute dominierende CO2-intensive Wirtschaftsmodell begann mit
der Industrialisierung im 18. Jahrhundert. Um 1970 setzte ein Umdenken in den
entwickelten Ländern ein und erste institutionelle Voraussetzungen für das
kohlenstoffarme Wachstum wurden geschaffen. Seither haben sich
die globalen
wirtschaftlichen Aktivitäten vervierfacht. Fossile Energieträger dominieren weiterhin.
Nach Voraussage des International Energy Agency werden sie im Jahr 2035 noch einen Anteil von 79%
von heute 81 % haben.
Es kann gegenwärtig nicht
präzise vorhergesagt werden, wann der Umkehrpunkt zu einem globalen
kohlenstoffarmen Wirtschaftsmodelleintritt, dass sich – wie beim Beginn der industriellen Produktion vor 250
Jahren –selbst trägt und subventionsfrei ist. Ein mögliches Szenario ist in dem
folgenden Diagramm aus einer Citi Studie (Seite 12) dargestellt.
Die optimale Geschwindigkeit der Dekarbonisierung
Wie schnell soll der
Wandels vom bestehenden zum dekarbonisierten Wirtschaftsmodell erfolgen? Die
Diskussion darüber wird vor allem vor dem Hintergrund des Klimawandels als
Folge des wachsenden CO2-Ausstoßes geführt. Technisch wäre ein
Übergang jederzeit möglich. Das Verbot von FCKW im Jahr 1987 zeigt, dass man bei
einer akuten Gefährdung in der Lage ist, schnell und effektiv zu handeln. Beim
gegenwärtigen Stand der Technik wäre aber eine weitgehende Dekarbonisierung der
Wirtschaft mit Wohlstandsverlusten verbunden, für die weder ein politischer
Konsens noch eine wirtschaftliche Notwendigkeit besteht.
Die Geschwindigkeit des
Übergangs kann durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst werden. Darunter
sind der Umfang an Investitionen in Forschung und Entwicklung und der Aufbau
von Institutionen, die national wie global die marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen
für kohlenstoffarme Technologien definieren, wie Steuern und Emissionsrechte.
Wird zuviel investiert,
dann schwächt dies die Wirtschaftskraft und es stehen weniger Ressourcen im
nächsten Zeitraum zur Verfügung. Hätte die Weltwirtschaft vor 50 Jahren mit dem
Übergang zu erneuerbaren Energien begonnen, dann würde der globale Wohlstand heute
geringer ausfallen und es ständen weniger technologische Optionen zur Auswahl,
zumal sich die negativen Seiten des Klimawandels bisher nicht manifestiert
haben. In dieser Betrachtungsweise ist die Energiewende eine Pioniertat, die
ein globales öffentliches Gut geschaffen hat, dessen Nutzen allen zur Verfügung
steht, darunter chinesischen Produzenten von Solarmodulen, dessen Anlaufkosten aber
nicht kompensiert und von Deutschland allein getragen werden.
Wird zu wenig in eine
kohlenstoffarme Zukunft investiert, so unterbleiben Lerneffekte, die in der Eigenlogik
technologischer und institutioneller Lerneffekte später nicht durch höhere
Investitionen kompensiert werden können, was wiederum zu einem global
geringeren Wohlstandsniveau führt. Besonders aufwändig ist die Entwicklung von
Institutionen zwischen den Staaten, die Lernzyklen von Jahrzehnten und mehr
aufweisen, wie nicht zuletzt die wechselvolle Geschichte der Europäischen Union
zeigt.
Eine optimale
Geschwindigkeit der Dekarbonisierung ist heftig umstritten. Zur Ambivalenz hat
beigetragen, dass technische Durchbrüche
wie der Übergang von Walöl zu Erdöl im 19. Jahrhundert ausgeblieben sind
und die Atomenergie umstritten bleibt. Die Klimawissenschaft ist von der
Komplexität des planetaren Geschehens herausgefordert und die Klimaerwärmung selbst
scheint eine vorübergehende Pause zu machen.
Damit ist die Geschwindigkeit
der Dekarbonisierung nicht das Resultat eines überrationalen globalen sozialen
Planers, sondern eine Folge des politischen Prozesses und eines spezifischen
Gleichgewichts, dass im Widerstreit von Myriaden von Einflussfaktoren und
Bedingungen, Kräfteverhältnissen und Meinungen, Analysen und Einschätzungen
entsteht. Zum Schluss sind die gegebenen Machtverhältnisse ausschlaggebend und
die Art und Weise, wie kritische Akteure den Erhalt und den Ausbau ihres
Wohlstands durchsetzen können.
Entsprechend weit ist heute
das politische Spektrum über die optimale Geschwindigkeit des Überganges zu
einem kohlenstoffarmen Wirtschaftsmodell. Es besteht ein Kontinuum von Interpretationen
und daraus resultierenden Handlungsempfehlungen.
Auf der einen Seite
positioniert sich die Wahrnehmung des Klimawandels als die
größte Herausforderung unserer Zeit (Kofi Annan, Ex-UN-Präsident), als die „vielleicht am meisten gefürchtete
Massenvernichtungswaffe, die zu einem Umkehrpunkt ohne Wiederkehr führen kann“ (John Kerry, Vizepräsident der USA) oder einer drohende Kollision mit der Natur,
die die Menschheit nicht gewinnen kann (Angel Gurria, Generalsekretär der OECD). Eine solche Dramatisierung
schafft Raum für energische politische Maßnahmen. Thematisiert wird die "grüne Transformation" und Nullwachstum oder Glücksmaximisierung. Ein klassisches Beispiel
dafür ist das Konzept der Großen Transformation des WBGU. In der strukturkonservativen Tradition des
utopischen Denkens soll das bestehende Wohlstandsniveau festgezurrt und nach
sozialen und ökologischen Kriterien innerhalb von 20 Jahren optimiert werden.
Im Mittelfeld des
Kontinuums der Meinungen zum Klimawandel befindet sich der Stern-Report aus dem Jahre 2006, bei dem der veranschlagte Diskontierungssatz
die entscheidende Größe für die Beurteilung von Kosten und Nutzen von
Klimaschutzmaßnahmen ist und Klimainvestitionen in Höhe von 1 Prozente des globalen
BSP gefordert werden.
Exponierter Vertreter der
Gegenseite über die Gefahren des Klimawandels ist Bjorn Lomborg und der Kopenhagener Konsens von Nobelpreisträgern der Wirtschaft. Die
gestiegene CO2-Konzentration in der Luft ist ein natürlicher Dünger
für die Vegetation und hat seit 1900 und noch bis 2030 einen positiven Effekt auf Wachstum,
Gesundheit und Lebensqualität. Evolutionäre Prozesse in der Natur können die Klimaerwärmung kompensieren. Die gegenwärtigen Technologien zur CO2 – Vermeidung sind nicht
ausgereift und verursachen groteske Kosten. Es ist besser, die Mittel zu
verwenden, um für 1.3 Milliarden Menschen Elektrizität bereit zu stellen und
extreme Armut zu überwinden. Anpassung an die Klimaerwärmung ist zum
gegenwärtigen Zeitpunkt die weitaus effektivere Strategie als CO2-Vermeidung.
Diese Position wird von einer peer-reviewed Makrostudie von 75 Untersuchungen gestützt.
Diese unterschiedlichen Bewertungen sind kein
Zufall oder das Resultat von Verschwörungen, sondern widerspiegeln verschiedene
Logiken in der Weltwirtschaft. Die folgenden Diagramme (Quelle, S. 237) veranschaulichen diese Asymmetrien im Vergleich von
OECD und BRIC –Staaten in Hinsicht von CO2-Emmission und Wachstum.
In den OECD-Staaten ist
Wachstum von den CO2-Emission abgekoppelt, in den BRIC -Staaten wachsen die
Emissionen überproportional. In der Tat, Schwellen- und Entwicklungsländer
haben in den vergangenen 30 Jahren beispiellos aufgeholt und in ihrer
wirtschaftlichen Leistungskraft mit dem Westen (Nordamerika, Europa, Japan)
gleichgezogen sowie die Produktivitätsunterschiede auf den Faktor sechs
verringert.
Der Westen befindet sich im Übergang zur
Wissensgesellschaft mit tiefgreifenden strukturellen Umbrüchen. Die Beispiele
des EEG, des europäischen Emissionshandels oder der Finanzkrise 2008 zeigen die
enormen Risiken von Innovationen und ihr Nutzen in der Form von historisch niedrigen
Wachstumsraten. Eine globale Beschränkung des CO2-Ausstoßes,
beispielsweise durch eine Steuer, wäre die Kompensation einer Externalität,
eine verspätete Korrektur des Marktmechanismus, der die Finanzierung der
riskanten Aufwendungen für Forschung und Entwicklung erleichtern würde. Das
Resultat wäre das öffentliche globale Gut „kohlenstoffarme Technologien“, dass
die Risiken des Klimawandels eindämmt und den globalen Wohlstand langfristig
und nachhaltig sichert. Die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Westens und ein
tendenziell höheres Wachstum auf Kosten der Weltwirtschaft wäre im Vergleich
dazu ein vernachlässigbarer Nebeneffekt.
Anders die
wirtschaftliche Logik im „Rest“. Eine nicht unwesentliche Komponente der hohen
Wachstumsraten Chinas, der Werkstatt der Welt, ist die Verlagerung von
investitions-, arbeits- und energieintensiven Tätigkeiten aus dem Westen. Wohlstandsdynamik
und Ressourcenverbrauch gehen Hand in Hand. Eine Begrenzung des CO2-Ausstoßes
würde sich unmittelbar auf das Wachstum auswirken. Solche Grenze bestanden
früher nicht und solange eine Kluft im Wohlstand zwischen dem Westen und dem
Rest der Welt existiert, ist die Bereitschaft zur Selbstbeschränkung moderat.
Zugleich steigen die Kosten des einseitigen, und damit schwer reformierbaren extensiven
Wirtschaftsmodells. Eine Bertelsmann-Studie
zeigt, dass Schwellenländer weniger von der Globalisierung profitieren als die
Industrieländer. Die Weltbank schätzt den Verlust durch Umweltschäden in China für
das Jahr 2008 in der Höhe von 9 % des BIP.
Vor 30 Jahren wurde
begonnen, eine Beschleunigung der Dekarbonisierung zu thematisieren, um den
Klimawandel zu begegnen. Eine erste UNCED Klimakonferenz fand 1991 in Rio de
Janeiro 1991 statt, auf dem Weltklimagipfel in Kyoto 1997 wurden
völkerrechtlich verbindliche Reduktionsziele vereinbart. Der Ausstieg Kanadas
(2011) und Australiens (2013) signalisierte eine Trendwende. Die Warschauer Klimakonferenz im November 2013 weist auf eine globale Pattsituation hin. Weder ist der Westen für Kompensationen
noch sind die Schwellenländer für Kompromisse bei der CO2-Vermeidung
bereit. Herausragende Aktivitäten für die bevorstehende Klimakonferenz Paris
2015, die Nachhaltigen
Entwicklungsziele (Nachfolger der Milleniumsziele) oder der UN – Aktion „Sustainable
Energy for All (SE4ALL)“ mit dem Ziel, diesen Trend zu brechen, bestehen
bisher nicht. Klimaschutz wird, bewusst oder unbewusst, für die einseitige Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der entwickelten Industrieländer instrumentalisiert, beispielsweise finanziert die Weltbank aufgrund der Forderungen von NGOs keine Kohlekraftwerke in Entwicklungsländern mehr oder ist oder wird die Handelspolitik genutzt, um "Klimasünder" zu bestrafen.
Ein Indiz eines politischen
Pendelumschwungs zu einer Verlangsamung der Dekarbonisierung ist, dass sich die
staatlichen Forschungs- und Entwicklungsleistungen für grüne Energie in den USA
seit 1980 halbiert haben, die entsprechenden privaten Investitionen bei 0.23 %
des Umsatzes des Energiesektors liegen (think tank Third way) und in Deutschland das innovationshemmende Design
des EEG nicht thematisiert wird.
Auch für die Energiewende
in Deutschland verschlechterten sich die geopolitischen Rahmenbedingungen. Es
traten eine Reihe nicht vorhersehbarer Ereignisse auf, die ihre Kosten erhöhten
und Gegenwind erzeugten. Dazu gehören: der Atomausstieg nach Fukushima; die
Schiefergasrevolution, die eine Reindustrialisierung der USA einleitete und das
BIP in den USA um etwas 0.5 % erhöht; ein Verfall der Rohstoffpreise im
Rahmen eines jahrzehntelangen Superzyklus; die globale Finanzkrise 2008 und die
europäische Austeritätspolitik nach dem Beginn der Eurokrise 2010.
Sollten keine
technologische Durchbrüche erfolgen, beispielsweise beim Speichern von
erneuerbarer Energie, oder die Klimawissenschaft auf signifikante Gefährdungen hinweisen,
dann ist die Ära der erneuerbaren Energien noch nicht angebrochen. Die grüne
Energie wird sich in einem kontinuierlichen, evolutionären Wachstumsprozess in
den kommenden Jahrzehnten entfalten.
Als viertgrößte
Wirtschaft und siebentgrößter Energiekonsument verfügt Deutschland über einen
wichtigen, aber nicht dominierenden Einfluss auf den globalen politischen
Konsens über die optimale Schnelligkeit der Dekarbonisierung des globalen
Wirtschaftsmodells. Es kann einen Übergang zu erneuerbaren Energien nicht
erzwingen.
Warum initiierte Deutschland eine Energiewende?
Die deutsche Energiewende
ist eine volkswirtschaftliche Innovation mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit
zu stärken und einen langfristigen, nur schwer kopierbaren Vorteil zu erlangen.
Die Energiewende reiht sich damit als eine Unternehmung im globalen Wettbewerb
ein, bei dem die einzelnen Volkswirtschaften über ihre Unternehmen mit der
Qualität ihrer politischen Institutionen und der sozialen Infrastruktur, der Währungs- und
Fiskalpolitik konkurrieren.
Wie oft bei Innovationen
liegen Erfolg und Misserfolg eng bei einander. Schottland verlor 1707 seine
Unabhängigkeit nachdem es sich mit Investitionen in Nordamerika verspekulierte
hatte. Irlands Wirtschaftsmodell als europäischer Brückenkopf für
internationale Großunternehmen sorgte über viele Jahre für
überdurchschnittliche Wachstumsraten bis es in der Bankenkrise 2008 das Land an
den Rand des Kollapses brachte. Griechenlands Aufnahme in den Euroraum
konservierte ein veraltetes Gesellschaftsmodell, was nach 2010 zu einem Rückgang
seiner Wirtschaftsleistung um ein Viertel führte. Das neoliberale Konzept
des externen Staatsaufbaus (state building) sollte dem arabischen Raum
Demokratie und Wohlstand bringen und kostete den USA 4000 Milliarden USD und
zwei verlorene Kriege.
Warum wählte Deutschland
die Energiewende und keine andere volkswirtschaftliche Innovation? Eine
mögliche Antwort ist ihr relativ vorteilhaftes Kosten-Nutzen-Profil, dass aus
ihren technologischen Erfordernissen und der spezifischen Art und Weise der Einbettung
Deutschlands in die internationale Arbeitsteilung folgt.
Deutschland ist ein
hochentwickeltes Industrieland mit ausgeprägten Wettbewerbsvorteilen in der exportorientierten
Industrie wie dem Automobilbau und der Investitionsgüterindustrie. Es ist stark
bei der Verbindung von neuen Basistechnologien mit klassischen Industrien, so
bei der Modularisierung im Automobilbau, in der Logistik und der
Informatisierung. Beispielhaft ist eine 80 %-ige Dominanz im Premiumsektor des
globalen Automarktes. Privatwirtschaft und Staat arbeiten dabei eng zusammen, so
in der Initiative Industrie 4.0. Weiterhin
ist Deutschland mittelständig geprägt. Sein Rückrat sind innovationsstarke und
global tätige mittelständische Unternehmen, Hidden Champions, die globale Nischen
identifizieren und dort die Marktführerschaft erlangen.
Mit diesem
Innovationsprofil positioniert sich Deutschland an der Spitze der globalen
Wettbewerbspyramide in einer Sandwichposition. Von unten greifen Schwellenländer
mit niedrigeren Kosten an und bedrohen den Innovationsvorsprung, der die Margen
für die Finanzierung von Innovationen und Globalisierung sichert. Von oben
dominiert die USA neue Basistechnologien bei Finanzen, Bildung, Management, Organisation
und Informationstechnologie. Ein Erfolgsfaktor für den Geschäftsmodellgenerator
Silicon Valley sind Subventionen aus dem US-Verteidigungshaushalt, der die
Hälfte der globalen Verteidigungsausgaben repräsentiert. Deutschland verfügt
weder über solche Ressourcen noch über die unternehmerischen Institutionen und Mentalitäten
und ist an den technologischen Grenzen mit maximaler Wertschöpfung und höchstem
Risiko nicht wettbewerbsfähig.
Die technologischen Anforderungen
der Energiewende zeigten eine hohe Passgenauigkeit mit den Stärken und der
globalen Positionierung Deutschlands: evolutionäre Weiterentwicklung von Wind-
und Solaranlagen; Beherrschung von Komplexität in einem hybriden Energiesystem
aus fossilen und erneuerbaren Energiequellen; enges, institutionalisiertes
Zusammenspiel des Staates und der privaten Wirtschaft; Stärkung des
mittelständischen Sektors und Nutzung eines breiten politischen Konsens in der
Bevölkerung über die Notwendigkeit einer Energiewende.
Die Energiewende liegt damit
im bestehenden Wachstumspfad der deutschen Wirtschaft. Bei überschaubaren
Risiken hätte in einem Erfolgsfall Deutschland seine globale Positionierung
verbessern und – überholen ohne einzuholen – mit anderen Volkswirtschaften aufschließen
können. Die Versuchung eines nationalstaatlichen Experiments mit der
Energiewende war so groß, dass eine europäische Einbettung nicht in Betracht
gezogen wurde. Mit anderen Worten, kein anderes Land war besser geeignet, das
Wagnis Energiewende einzugehen.
Deutschland kann sich das Scheitern der Energiewende leisten
Die bisherigen
volkswirtschaftlichen Verluste durch die Energiewende reichen von den direkten
jährlichen Subventionen (0.7 % BIP) bis zur Entwertung von Geschäftsmodellen
und den wirtschaftlichen Folgen von Instabilitäten in den Energiemärkten. Seit
dem Beginn der Energiewende sind die Energiepreise ungefähr um 100 Prozent gestiegen.
Unternehmen zahlen inzwischen mehr das Doppelte an Energiekosten als in den USA.
Höhere Energiepreise sind eine Belastung im Wettbewerb, aber erhöhen auch die
Anreize für Sparmaßnahmen und Innovationen, zumal sie im Durchschnitt von 92%
der Industrie nur zu 1.6
% zur Wertschöpfung betragen. Energieintensive Produktionen wandern ab oder
erlangen Ausnahmen. Für Deutschland sind die gestiegenen Energiekosten kein unüberwindliches
Hindernis für den Ausbau von globalen Marktanteilen in den letzten 10 Jahren. Hier
unterscheidet sich Deutschland dramatisch von Japan, dass Ressourcen, die für die dritte und
entscheidende Stufe der Strukturreformen im Rahmen der Abenomics dringend
notwendig sind, in den temporären Ausstieg aus der Atomenergie umlenken musste.
Die Kostennachteile der
Energiewende sind nur eine von vielen Faktoren, die den volkswirtschaftlichen
Wohlstand beeinflussen und in vergleichbarer Größenordnung erratisch
fluktuieren. Dazu gehören:
- Schwankungen der Preise für fossile Energieimporte (± 2 % BIP)
- Unabhängig davon Schwankungen der Rohstoffpreise, ein schwächerer Einflussfaktor
siehe NBER Working Paper 20003, - Terms of Trade (Differenz der Veränderungen zwischen Import- und Exportpreisen, gegenwärtig leicht negativ)
- Deutschland als Stabilitätsanker in der EU zahlt sehr niedrige Zinsen auf Staatsschulden ( 40 Milliarden Euro, mehr als 1 % BIP) und profitiert überproportional vom Außenwert des Euros
- Massive Bewertungsverluste im Auslandsvermögen, die laut einer Studie zwischen 2007 und 2011 zu Verluste von 575 Milliarden USD führten (- 1,5 % pro Jahr im Durchschnitt der letzten 10 Jahre)
- Seit Jahren übersteigen die Amortisationen die Investitionen in die öffentliche Infrastruktur, ein Investitionsrückstand (ca. 1 % BIP).
Als hoch entwickelter
Industriestaat profitiert Deutschland überdurchschnittlich von der
internationalen Arbeitsteilung. Von den USA liegen Schätzungen über die damit
verbundenen wirtschaftlichen Vorteile vor, die in ähnlicher Form auch für
Deutschland gelten. Hierzu zählt das Monopol einer Weltwährung (plus 2 % des BIP) und der ausländische Anteil der Unternehmensgewinne
(plus 3,5 % BIP),
ein kaum quantifizierbares de facto Vetorecht bei Entscheidungen in
internationalen Organisationen und dem Ausbau des globalen Rechtssystems für
Investitionssicherheit und mehr.
Die Kosten des
volkswirtschaftlichen Experiments Energiewende erreichen weder für die
Unternehmen noch für die Bevölkerung (Gutachten
zur Elektrizitätsarmut Initiativkreis Ruhr) eine unmittelbar kritische
Größe. Trotz ausbleibenden Nutzens sind sie keine signifikante Bedrohung für die
deutsche Wirtschaft.
Ausblick
Die Energiewende ist
fehlgeschlagen und ihre Beendigung das Gebot der Stunde. Ihre Neuauflage, EEG
2.0, muss sich daran messen lassen, Schadensbegrenzung für das investierte
politische Kapital zu betreiben, sich von überambitionierten Zielen zu
verabschieden und die Zielstellungen zu den Erneuerbaren Energien an den
wirtschaftlichen und geopolitischen Realitäten zu kalibrieren. Dies schließt eine
gewisse Vorreiterrolle entsprechend den Stärken der Wirtschaft nicht aus, darf
sich aber nicht der Illusion hingeben, Deutschland kann im nationalen
Alleingang einen technologischen Durchbruch zur Wirtschaftlichkeit von
erneuerbaren Energien erreichen, der wahrscheinlich erst in Jahrzehnten
eintreten wird.
Weiterhin gilt es,
Erfahrungen systematisch aufzuarbeiten und für zukünftige volkswirtschaftliche
Innovation zu analysieren. Dies betrifft den Umgang mit der Ambivalenz der
technologischen Entwicklung über zwei Jahrzehnte (positive wie negative
Überraschungen), das Zusammenspiel von Staat und Privatwirtschaft bzw. Bund und
Ländern, die Wechselwirkung mit dem politischen Konsens der Bevölkerung zum
Atomausstieg und Klimawandel, die Definition von Rahmenbedingungen für
Marktprozesse (feste Fördersätze für EE) und mehr.
Die deutsche Frage des
letzten Jahrhunderts beeinflusst heute die Energiewende. Deutschland, so die
These, ist zu groß, um keinen übermächtigen Einfluss in Europa zu haben, und zu
klein, so dass Dominanz von den Partnern akzeptierte wird, wie dies für die USA
und dem Rest der Welt der Fall ist. Das EEG wurde als eine nationalstaatliche
Einzellösung geplant, heute werden die Stromnetze der Nachbarn intensiv für
volatilen Strom genutzt, was Kosten verursacht und auf wenig Verständnis
trifft.
Das Scheitern der
Energiewende ist keine Katastrophe. Es hat Lernprozesse angeschoben, die nicht
oder mit nur noch höherem Aufwand hätten erreicht werden können. Aber die
überaus meisten Innovationen scheitern. Volkswirtschaften in einem globalen
Wettbewerbsprozess machen keine Ausnahme. An der Grenze zur Wechselwirkung von
Natur und Gesellschaft besteht keine Alternative zu Versuch und Irrtum. Aus
diesem Blickwinkel ist das entscheidende Erfolgskriterium der Energiewende die
unvoreingenommene Aufarbeitung der Ergebnisse zur Vorbereitung einer neuen
Initiative.
Umdate 30. März. Die Klimadiskussion in den USA ist ebenso polarisiert wie die globale, ein Eindruck und eine Übersicht wichtiger Argumente und Veröffentlichungen ist hier.
Update 2. April : Ist Umweltschutz ein neokoloniales Instrument? Ersetzt der Kampf gegen die Klimaerwärmung das Einsetzen für Freihandel und Religionsfreiheit zur Zeit der Opiumkriege? Geschichte wiederholt sich nicht, wenn sich auch die Konstellationen in der Abfolge von Ereignisse ähneln. Ein Beispiel ist die Kohlepolitik, siehe hier
Update 7. April: Der neue IPCC-Bericht weist auf den fortlaufenden Pendelschwung zur Anpassung hin. Siehe hier und hier.
Update 7. April: Der neue IPCC-Bericht weist auf den fortlaufenden Pendelschwung zur Anpassung hin. Siehe hier und hier.
"Hätte die Weltwirtschaft vor 50 Jahren mit dem Übergang zu erneuerbaren Energien begonnen, dann würde der globale Wohlstand heute geringer ausfallen und es ständen weniger technologische Optionen zur Auswahl, zumal sich die negativen Seiten des Klimawandels bisher nicht manifestiert haben."
AntwortenLöschenDas ist reine Spekulation. Es gibt mehr als den Klimawandel. Viele Rußpartikel wären nicht entstanden. Elektroautos wäre vielleicht schon Standard, oder in vielen Ländern hätte sich der Individualverkehr gar nicht erst so stark ausgebildet. Es wären vielleicht einige Kriege um Öl nicht geführt worden. Alles in allem vollkommen spekulativ. Genau wie der Rest. Es kann sein, oder auch nicht. Es ist schlüssig argumentiert. Genauso schlüssig kann man das Gegenteil argumentieren. Der FCKW Vergleich hinkt in meinen Augen sehr stark. Ein Kühlschrank ist technologisch sehr viel einfacher als eine Windenergieanlage die 20 - 30 Jahre möglichst wartungsfrei laufen soll. So etwas braucht Entwicklungszeit. Hat man diese nicht, dann sind die Probleme wesentlich größer. Im Moment hat man den Luxus, dass man bei Problemen immer noch weich fällt.
Richtig, die Aussagen sind spekulativ. Aber die wichtigste Währung bei der Beurteilung von komplexen Vorgängen ist Plausibilität und Schlüssigkeit. Daher sind auch widersprüchliche Szenarien kein Tabu.
LöschenWeiterhin ist es richtig, dass wir bei einigen Sachen weiter wären, da die Technologie eine Eigendynamik hat. Vielleicht hätten wir auch mehr Windräder und mehr E-Autos auf den Straßen. Nur der Gesamtwohlstand, in EUR und USD gerechnet, wäre ebenfalls erheblich niedriger: Kleinere Wohnungen, weniger Reisen etc. Billiges Erdöl ist seit über 100 Jahren der Treibstoff für Wachstum. Dies gilt für den Westen (weniger Geld wird nach Saudi-Arabien und Russland überwiesen) und direkt für den Rest der Welt, da diese mehr Ressourcen für eine Einheit BIP benötigen.