John Maynard Keynes

The analysis was in terms of a single national economy. What is desperately needed now is a rewrite in terms of the world economy." (John Maynard Keynes's General Theory of Employment, Interest and Money, 1936)

Montag, 7. April 2014

Warum Russland nicht die globale Herrschaft des Dollars angreifen kann


Russland spielt mit der politischen Instrumentenkiste und nicht immer kann man der Versuchung widerstehen zuzuhören. Macht es Sinn, dass russische Unternehmen den Rubel für ihre Exporte verwenden und damit das Monopol des USD als globale Leitwährung in Frage stellen? Dies würde passen. Seit 1999 denkt Putin laut von einem globalen Finanzzentrum Moskau. Kann er die Gunst der Stunde nutzen und weitere Fakten schaffen? 

Nichts könnte falscher sein. Eine Währung und ein globales Finanzzentrum ist akkumuliertes Vertrauen, eine besondere Mentalität der Akteure, eine in formale Institutionen gegossene und von den Akteuren verinnerlichte Mentalität, die sich aus jahrzehntelangen Erfahrungen, Konflikten und Überzeugungen speist. 

London, das erste globale Finanzzentrum, wurde von Holland im 18. Jahrhundert finanziert, und blieb bis weit ins 20. Jahrhundert führend, selbst nachdem das Empire schon Jahrzehnte vergangen war. Die City erwirtschaftet heute 20 % der englischen BIP und beeinflusst die Volkswirtschaft in vielfältiger (wenn auch nicht immer positiver) Art und Weise. Die Oligarchen der ganzen Welt lieben es.

Etwas anders die globale Stellung des USD. Sie fußt auf der dominierenden Stellung der USA in der Weltwirtschaft: 

1. die USA haben das, was ungefähr ein globales Gewaltmonopol ist, mit 50 % der globalen Verteidigungsausgaben, das wichtigste Attribut der wichtigsten menschlichen Institution, des Staates.




2. die USA haben eine führende Position in Finanzen, Organisation, Bildung, Hoch- und Massenkultur und sie definieren damit den Beginn von globalen Wertschöpfungsketten. Sie sind das Land mit dem anspruchsvollsten Profil aus Innovation und Risiko. Im Gegenzug zu den Innovationen für die Welt haben sie Zugang zu Ressourcen, Kapital und Talent von der Welt.

3. Es gibt vielfältige Bedrohungen und Herausforderungen für die USA, aber niemand macht ihr gegenwärtig den Platz streitig, Vorreiter und Speerspitze der Weltwirtschaft zu sein. Sie sind weiterhin der Pionier und alle anderen Volkswirtschaften Nachahmer, die sich auf einem anderen Quantenzustand befinden. Dies ist, beispielsweise für Deutschland, durchaus lukrativ, siehe "Industrie 4.0", die Integration von Informationstechnologie mit traditionellem Metall. Die größere Rolle des  Staates in Europa und dem Westen schafft zudem ein vergleichbares Wohlstandsniveau. Aber es bleiben  die qualitativen Unterschiede, das Phänomen der "middle-income gap" (
siehe ein aktuelles Paper hier), dass seit 120 Jahren niemand zu knacken vermag, weil es für alle Beteiligten Vorteile bringt. 


Ein Beispiel: in den 1920-er Jahren dominierten die USA die globale  Automobilproduktion mit mehr als 80%. Heute ist China der größte Markt, wobei China im Pro-Kopf-BIP auf dem 62. Platz steht, die USA immer noch auf dem ersten. Die USA haben ein fast schon beängstigendes de facto Monopol bei neuen Technologien, sei es das Schiefergas (80 % der globalen Bohrungen) oder Internetunternehmen. Wie im Wettrennen von Hase und Igel: Die anderen Länder holen auf, aber wenn sie sich am Ziel glauben, dann ist der Igel schon längst da. 

Der USD als Weltwährung bringt mindestens 2 % BIP im Jahr (Eichengreen). Damit ist die Hälfte des Militärhaushalts schon bezahlt. Mann kann vermuten, dass ein Interesse besteht, daran nichts zu ändern. 

Jeder Staat, der einen Schritt auf der globalen Hühnerleiter emporklettert, versucht, an diesen lukrativen Kuchen heranzukommen. Das schafft Probleme, ändert aber nichts an globalen Kräfteverhältnissen. 

Solange ein deutliches wirtschaftliches und machtpolitisches Fundament besteht, wird sich die Rolle des USD nicht ändern. Sollte in 5 oder 10 Jahren ein Herausforderer kommen, wird es eher Jahrzehnte als Jahre benötigen, um den USD als globale Leitwährung herauszufordern. Rüpeleien und politische Spiele aus Russland, China oder Südkorea ändern nichts daran. 

Update: Wirtschaftswurm verweist auf unseren Blog. Das erste Mal ist immer besonders. Wir danken!

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