John Maynard Keynes

The analysis was in terms of a single national economy. What is desperately needed now is a rewrite in terms of the world economy." (John Maynard Keynes's General Theory of Employment, Interest and Money, 1936)

Sonntag, 16. März 2014

Staats- und Nationenbildung als nichtlinearer Prozess


Das US-amerikanische neoliberale Doktrin der Staats- und Nationenbildung bildet einen klassischen Lebenszyklus. Der Artikel „The Rise and the Fall of the Failed-State Paradigm“ beschreibt in einer einprägsamen Art und Weise die Hintergründe der neuesten amerikanischen Außenpolitik. In einem Moment des Überschusses auch an militärischer Macht von der Mitte der 1990-er Jahre kam die Versuchung auf, Demokratie und Marktwirtschaft weltweit zu verbreiten. Für die Entscheidungsträger war die Logik plausibel. Die westlichen Verbündeten hatten nicht ausreichend Macht und Einfluss, um auf die Eigenlogik dieser Prozesse einzuwirken. Nach Afghanistan zog Deutschland mit, unklar über seine eigene Rolle.  Zwei verlorene Kriege später und um 4 000 Milliarden USD ärmer ziehen sich die USA von einer aktiven Rolle im internationalen Geschehen zurück. Es ist das klassische Beispiel einer fehlgeschlagenen Innovation, vergleichbar nur mit den missglückten Finanzinnovationen, die zur globalen Finanzkrise 2008 führten.
Zudem erweist sich ein weiteres außenpolitisches Experiment, die Staatsbildung Südsudans, gleichfalls  als eine Katastrophe. Die amerikanische Unterstützung war das Resultat  der Lobbytätigkeit christlicher Fundamentalisten, wirtschaftlicher Interessen und strategischen Überlegungen für diesen Teil Afrikas. Das Resultat: Implosion faktisch aller staatlicher Strukturen, Bürgerkrieg, Not und Elend für lange Zeit, Abhängigkeit von der Entwicklungshilfe und ausländischen Gebern.
Ein Staat ist die wichtigste Institution einer Gesellschaft. Er entsteht nicht als ein linearer Prozess, sondern beschreibt einen qualitativen Zustand einer Gesellschaft. Es sind grundlegende Prozesse, die sich nur bedingt und längst nicht immer von einer dritten Seite beeinflussen lassen.
Es wird einige Zeit nötig sein, bis ein neuer Konsens entsteht und die USA aktiv und gestaltend auf die Weltbühne zurückkehren. 

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