Das
US-amerikanische neoliberale Doktrin der Staats- und Nationenbildung bildet
einen klassischen Lebenszyklus. Der Artikel „The
Rise and the Fall of the Failed-State Paradigm“ beschreibt in einer einprägsamen Art und Weise die Hintergründe der neuesten amerikanischen
Außenpolitik. In einem Moment des Überschusses auch an militärischer Macht von
der Mitte der 1990-er Jahre kam die Versuchung auf, Demokratie und
Marktwirtschaft weltweit zu verbreiten. Für die Entscheidungsträger war die Logik plausibel. Die westlichen Verbündeten hatten nicht ausreichend Macht
und Einfluss, um auf die Eigenlogik dieser Prozesse einzuwirken. Nach
Afghanistan zog Deutschland mit, unklar über seine eigene Rolle. Zwei
verlorene Kriege später und um 4 000 Milliarden USD ärmer ziehen sich die USA von
einer aktiven Rolle im internationalen Geschehen zurück. Es ist das klassische
Beispiel einer fehlgeschlagenen Innovation, vergleichbar nur mit den
missglückten Finanzinnovationen, die zur globalen Finanzkrise 2008 führten.
Zudem erweist
sich ein weiteres außenpolitisches Experiment, die Staatsbildung Südsudans, gleichfalls als eine Katastrophe. Die amerikanische Unterstützung war das Resultat der
Lobbytätigkeit christlicher Fundamentalisten, wirtschaftlicher Interessen und
strategischen Überlegungen für diesen Teil Afrikas. Das Resultat: Implosion faktisch
aller staatlicher Strukturen, Bürgerkrieg, Not und Elend für lange Zeit,
Abhängigkeit von der Entwicklungshilfe und ausländischen Gebern.
Ein Staat ist die
wichtigste Institution einer Gesellschaft. Er entsteht nicht als ein linearer
Prozess, sondern beschreibt einen qualitativen Zustand einer Gesellschaft. Es
sind grundlegende Prozesse, die sich nur bedingt und längst nicht immer von
einer dritten Seite beeinflussen lassen.
Es wird einige
Zeit nötig sein, bis ein neuer Konsens entsteht und die USA aktiv und
gestaltend auf die Weltbühne zurückkehren.
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